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Luftaufnahme von Flussauen

Flussauen – Uferlandschaften mit großer Bedeutung

Natürlicher und effektiver Hochwasserschutz in Zeiten des Klimawandels

Natürliche Flussauen entlang von Flüssen und Bächen sind von wechselndem Wasserstand geprägt. Mal gibt es eine Überschwemmung, dann sind wieder einzelne Tümpel vom Hauptstrom getrennt. Durch diese sich verändernden Lebensbedingungen gibt es in Auen und den dazugehörigen Auwäldern einen besonders großen Artenreichtum. Tragischerweise gehören natürliche Flussauen zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen in Europa. Sie müssen unbedingt stärker geschützt werden, da sie für uns und die Umwelt wichtige Aufgaben übernehmen.

Überfluteter Wald

Auen als Hochwasserschutz

In Auenlandschaften können Flüsse bei Hochwasser ungestört über die Ufer treten. Damit wird ein Teil des Wassers zurückgehalten und kann langsam abfließen. Gleichzeitig wird die Geschwindigkeit des Flusswassers insgesamt reduziert. So schützen natürliche Auenlandschaften vor Hochwasser. Werden Auen entfernt und Flüsse begradigt, verschwindet dieser Hochwasserschutz. Das Hochwasser kann ungehindert flussabwärts rauschen. In Deutschland sind 70 % der Auen so stark vom menschlichen Einfluss geprägt, dass sie nur noch deutlich eingeschränkten oder keinen Hochwasserschutz mehr bieten¹.

Im Angesicht der Tatsache, dass Hochwasser extreme wirtschaftliche und humanitäre Schäden bedeuten kann, müssen Auen auch zum Schutz vor Hochwasser besser geschützt und renaturiert werden!

¹Quelle: „Analyse und Bewertung von Ökosystemfunktionen und -leistungen großer Flussauen“ von Dietmar Mehl

Auen als Wasserfilter

Flussaue im Wald

In unseren Flüssen gibt es zu viele Nährstoffe wie Nitrat und Phosphat. Auch deswegen befindet sich kaum ein Gewässer in Deutschland in einem ökologisch guten Zustand. Auen können helfen, dieses Problem zu bekämpfen.
Da Flussauen Uferregionen sind,  liegen sie natürlicherweise zwischen landwirtschaftlichen Nutzflächen und Flüssen. Wasser, das dem Fluss zufließt, wird somit von den Auen gefiltert. Bei Starkregen werden Nährstoffe aus den Ackerböden gelöst. Dadurch fließt den Gewässern von den Feldern stark belastetes Wasser zu. In Auen lagert sich das abfließende Wasser ab und gelangt nicht direkt in den Fluss. Bakterien im Boden der Flussaue bauen das Nitrat in dem Wasser ab. Es entsteht Stickstoff – das häufigste Gas in der Erdatmosphäre. Damit wird den Flüssen dauerhaft überflüssiges und schädliches Nitrat entzogen.
Flussauen sind ein effektiver und kostengünstiger Wasserfilter. In einem Fachbeitrag von 2013 wurden 79 Flussauen in Deutschland auf ihre Filterwirkung untersucht¹. Das Ergebnis: Die Auen halten jährlich 42.000 Tonnen Stickstoff und 1.200 Tonnen Phosphor zurück. Damit haben die Auen das Potential, 14 % des Gesamtstickstoffs und 11 % des Gesamtphosphors aus den Flüssen zu filtern. Diese Reinigungskraft ist nicht nur für die Natur günstig: Sie entspricht einer finanziellen Leistung von 540 Mio. Euro im Jahr. Intakte Auen sind demnach ein wichtiges Element des Gewässerschutzes und halten sowohl Flüsse als auch unsere Trinkwasser sauber.

Auen als Klimaschutzmaßnahme

Flussaue im Sonnenaufgang

In Auenlandschaften finden sich überwiegend Moorböden. Diese haben eine wichtige Eigenschaft: Sie sind in der Lage, besonders viel CO2 zu binden. Dieses gebundene CO2 wird freigesetzt, wenn die Böden trocken gelegt werden und die Auen anderen Landschaften weichen müssen. Die CO2 Emissionen aus trockengelegten Mooren haben dramatische Dimensionen: Laut Umweltbundesamt stammen 93 % der Treibhausgase aus landwirtschaftlich genutzten Böden von trockenen Mooren. Und das, obwohl sie nur 6 % der landwirtschaftlichen Flächen ausmachen. Eine Studie von 2013 hat berechnet, dass die organischen Böden in Auen jährlich 2,53 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten emittieren¹. Das entspricht den Treibhausgasen, die 1.265.750 Autofahrer im gleichen Zeitraum erzeugen. Diese riesige Menge an Treibhausgasen lässt sich einsparen, wenn Auen renaturiert und wieder bewässert werden. Wenn Auen gezielt geschützt werden, nutzt das auch dem Klima!

Auen für die Artenvielfalt

Frosch sitzt am Ufer

Auen bieten vielen verschiedenen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Der ständige Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser bietet unterschiedliche Lebensbedingungen, die für unterschiedliche Arten optimal sind. Dadurch entsteht eine besonders hohe Biodiversität. In häufig überschwemmten Abschnitten entstehen Zonen aus einjährigen Kräutern. Dahinter befinden sich Röhrichtpflanzen und Bäume wie Weiden und Pappeln. Weiter weg vom Fluss, wo nur selten Überflutungen stattfinden, stehen Ulmen, Eichen und Eschen. In den Auen fühlen sich auch viele Tierarten wohl. Amphibien und Insekten, aber auch der Eisvogel und Schwarzstorch profitieren von dem Lebensraum. Für den Erhalt von Vögeln sind die Auen besonders wichtig: In Auenwäldern ist die Dichte an Brutvögeln doppelt so hoch wie in Wirtschaftswäldern und zehnmal so hoch wie auf Grün- oder Ackerland!

Fisch schaut sich eine Muschel an

Nicht nur über, sondern auch unter Wasser sorgen Auen für Artenvielfalt. Amphibien und Fische laichen gerne in Auen – diese bieten auch ideale Voraussetzungen für die Kinderstube der kleinen Fische. Je mehr Auen ein Fluss hat, desto mehr Fische leben dort auch. Der Bitterling beispielsweise braucht flache, stehenden oder langsam fließende Gewässer mit Pflanzenwuchs. Der schöne kleine Karpfen war noch im 19. Jahrhundert massenhaft vertreten – doch die Vernichtung seines Lebensraumes  führte dazu, dass er fast ausstarb.Leider werden mehr als die Hälfte der Flussauen vom Menschen intensiv genutzt. Unberührte Auen sind selten und stark verteilt, so, dass Wanderungen zwischen ihnen für Tiere schwierig sind. Es muss dringend mehr naturnahe Auen geben und die Auen müssen besser miteinander vernetzt werden! 

  Auen für das Grundwasser

Bei Hochwasser tragen Auen zur Grundwasserneubildung bei. Wasser auf den überfluteten Flächen versickert teilweise und füllt die Grundwasserreservoirs auf. Einige Teile des neuen Grundwassers sickern nach dem Hochwasser zeitnah wieder in den Fluss. Andere werden im Boden gespeichert und sickern dem Fluss sehr langsam zu. So wird er auch bei trockenerem Wetter aus dem Grundwasser gespeist.

Auen verbessern das Mikroklima

Auen sorgen in ihrer Umgebung für ein günstiges Mikroklima. Insbesondere ihre hohe Verdunstungsrate trägt dazu bei. Durch starke Verdunstung in der Auenlandschaft sinkt die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit wird erhöht. Gerade an heißen, trockenen Sommertagen sind Auen durch ihr Klima ein willkommener Rückzugsort für Tiere und Menschen.

Auen als Erholungsraum

Mann sitzt auf einer Planke und genießt die Natur

Auch für Menschen sind Auen eine wertvolle Landschaft. Durch Verdunstung ist es in Auen meist etwas kühler. Das macht den Aufenthalt gerade bei Hitze sehr angenehm. Auen dienen als Ort für Spaziergänge und Erholung. Die Naturbeobachtung  in einer Aue ist besonders interessant, da sich der Wasserpegel und damit auch das Landschaftsbild ständig ändern.

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