Nitratbelastung im Kreis Recklinghausen
Die Ergebnisse unserer Wasser-Analysen aus privat genutzten Brunnen im Raum Castrop-Rauxel, Datteln, Haltern, Waltrop, Oer-Erkenschwick, Marl, Gladbeck und Dorsten ergaben eine deutliche Nitratbelastung im Grundwasser.
Der VSR-Gewässerschutz stellte bei den Brunnenwasser-Analysen
im Kreis Recklinghausen in den letzten von 2017 bis 2021 fest:
Jede 11. Probe überschreitet den Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 mg/l Nitrat.
Grundwasser stellt die Trinkwasservorräte für die nachfolgenden Generationen dar – eine Verringerung der Belastung ist dringend erforderlich. 1 % der Brunnenwasseruntersuchungen weisen sogar Nitratwerte von über 100 mg/l auf!
Ergebnisse unserer aktuellen Brunnenwasseranalysen in Dorsten
Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Dorsten erschreckende Nitratbelastungen. 29 Gartenbesitzer hatten im Juli ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben. In 8 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest.Dipl.-Phys. Harald Gülzow stellte in privaten Gartenbrunnen in Alt-Wulfen 144 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Rhade 111 mg/l, in Altschermbeck 98 mg/l, in Holsterhausen 101 mg/l und in Dorsten 78 mg/l fest.
Insgesamt wurde das Wasser von 90 privat genutzten Brunnen aus dem Raum Schermbeck – Dorsten – Bottrop analysiert. Milan Toups und Dipl.-Ing. Heinz-Wilhelm Hülsmans fanden bei den Untersuchungen 149 Milligramm Nitrat pro Liter in einem privat genutzten Brunnen in Lembeck. Weitere mit Nitraten stark verschmutzte Brunnen stellten die Umweltschützer in Rhade mit 90 Milligramm pro Liter (mg/l), in Barkenberg mit 57 mg/l, in Wulfen mit 66 mg/l, in Holsterhausen mit 55 mg/l, in Hervest mit 88 mg/l und in Feldhausen mit 75 mg/lfest.
Bürger*innen, die unsere Brunnenwasseranalyse-Aktion in Dorsten verpasst haben, aber dennoch an einer Untersuchung interessiert sind, können uns Ihr Probenwasser einfach per Post bis Ende November in die Geschäftsstelle senden.
Nitratkarte von Nordrhein-Westfalen
Das Ergebnis lässt wenig Anlass zur Freude: Die Flächen mit erhöhten Nitratgehalten dominieren immer noch.
Die Karte gibt einen Überblick über die Nitratbelastungen in privat genutzten Brunnen. Die Daten wurden im Rahmen der Untersuchungen des VSR-Gewässerschutz in den Jahren 2017-2022 gewonnen.
Ursachen der Nitratbelastung
Die Landwirtschaft nimmt im Nordteil des Kreises Recklinghausen eine große Fläche ein. Die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist vor allem durch eine Überdüngung der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen zu erklären.
35,3 % Landwirtschaft
Ein hoher Anteil an landwirtschaftlichen Flächen führt zu einer starken Nitratbelastung.
33,2 % Siedlung & Verkehr
Je höher der Anteil der bebauten Flächen ist, umso geringer sind die Nitratbelastungen.
25,6 % Wald
Unter Wald kommt es in der Regel zu geringeren Nitratauswaschungen.
5,9 % Sonstige
Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen – hier findet kein auffälliger Nitrateintrag statt.
Quelle für Flächenanteile: Regionatlas Deutschland 2019
Viel Ackerfläche – wenig Grünland
Im Kreis Recklinghausen bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 71 % aus Ackerflächen. Dort ist die Gefahr der Nitratauswaschung höher als unter Grünland. Das liegt daran, dass Grünland eine ganzjährige ununterbrochene Begrünung der Fläche mit einer intensiven Durchwurzelung aufweist und dadurch das Nitrat aus dem Dünger weniger ausgewaschen wird. Das ist bei Ackerflächen nicht der Fall. Besonders hoch ist die Nitratverlagerung im Winter unter Feldern, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Deshalb müssen dringend Zwischenfrüchte angebaut werden, die bei Regenfällen die Nitratverlagerung ins Grundwasser verhindern. Es darf im Winter keine Felder ohne Bewuchs geben.
Auf der landwirtschaftlichen Fläche im Kreis Recklinghausen dominiert der Mais- und Weizenanbau.
Das stellt ein großes Problem für das Grundwasser dar.
30 % der Ackerflächen für Mais
Gerade in der Nähe von Biogasanlagen wird besonders viel Mais produziert. Erfolgt die Ernte nach dem 1. Oktober, sieht man nur noch große Ackerflächen, die ab Winter bis weit ins Frühjahr keinen Bewuchs aufweisen. Selbst in Gegenden mit hohen Nitratbelastungen müssen gemäß aktueller Düngeverordnung dann keine Zwischenfrüchte mehr angebaut werden. Die überschüssigen Nitrate können dadurch nicht von Pflanzen zum Wachstum aufgenommen werden. Die Folge ist eine hohe Nitratauswaschung ins Grundwasser. Biogasanlagen sollten dringend andere Substrate einsetzen, die weit weniger zur Nitratbelastung beitragen.
11 % der Ackerfläche für Weizen
Der Weizen ist eine der wichtigsten Nahrungsnutzpflanzen der Welt. In Deutschland wird viel Backweizen angebaut, doch leider trägt dieser durch die dritte Spätdüngung wesentlich zur Nitratbelastung bei. Aber nur 30% der Produktion dieses backfähigen Weizens wird wirklich für Backzwecke benötigt! Mehr als die Hälfte des Backweizens wird aufgrund zu niedriger Proteinwerte verfüttert. Damit die globale Ernährungssicherung gewährleistet werden kann, muss der Getreideanbau nachhaltiger werden ohne die Produktivität stark zu reduzieren. Laut zahlreicher Experten könnten dies gelingen, wenn nicht nur der Proteingehalt des Getreides ausschlaggebend wäre.
Quelle für Flächenanteile: Statistisches Landesamt NRW 2020 (Landesdatenbank)
Viele Massentierhaltungen im Kreis Recklinghausen –
hoher Verbrauch an Getreide und enorme Mengen Gülle!
In Deutschland werden über 4 Millionen Tonnen Weizen, 1,5 Millionen Tonnen Roggen, 2,5 Millionen Tonne Gerste und 2,7 Millionen Tonnen Körnermais allein für Futter von Tieren verbraucht. Das bedeutet, dass viel Ackerland ausschließlich für die Produktion von Tiernahrung und nicht für Lebensmittel zur Verfügung steht. Zusätzlich ist es nötig, Soja als Futtermittel für die Massentierhaltung zu importieren. Es sind also riesige Landflächen nötig, um all das Getreide und Soja als Futter für die große Menge an Tieren zu produzieren. Ein weiteres großes Problem: Bei dieser industriellen Tierhaltung fallen riesige Mengen Gülle an. So viel, dass unsere Böden nicht mehr in der Lage sind, die Güllemassen aufzunehmen.
Im Kreis Recklinghausen gibt es viele Schweinemastbetriebe
Die Produktion von Schweinefleisch in deutschen Schlachthöfen liegt weit über dem, was die Deutschen tatsächlich selber essen. Denn Deutschland ist Schweineexportland. Der Konsum von Schweinefleisch ist hierzulande deutlich zurückgegangen – immer mehr Menschen ist es wichtig, dass die Tiere artgerecht gehalten wurden. Leider trägt dieses Umdenken nicht zur Reduzierung von Massentierhaltungen bei, solange die Massen an Fleisch weiterhin für den Export produziert werden.
Öko-Landbau im Kreis Recklinghausen
Nur 2,2 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Kreis Recklinghausen wird ökologisch bewirtschaftet.
Die Nitratbelastung des Grundwassers wird unter ökologisch bewirtschafteten Flächen stark verringert. Der Ökologische Landbau vermindert nach Untersuchungen des Thünen-Institutes (Bundesforschungsanstalt in Braunschweig) die Stickstoffausträge im Mittel um 28 Prozent. Damit tragen ökologisch wirtschaftende Landwirte bereits heute dazu bei, dass den Gewässern weniger Nitrate zu sickern. Es ist wichtiger denn je, eine nachhaltige und gewässerschonende Landwirtschaft zu unterstützen!
Quelle für Flächenanteile: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2020
Stoppt das Artensterben in nitratbelasteten Bächen und Flüssen!
Nitratbelastetes Grundwasser sickert den Bächen und Flüssen zu. Der hohe Nährstoffeintrag führt zu einer Eutrophierung der Gewässer. Dadurch hat sich die Artenvielfalt in den Gewässern bereits dramatisch verringert. Nach dem Nitratbericht 2020 des Umweltbundesamtes gelangen heutzutage 75 Prozent der Stickstoffbelastungen alleine von landwirtschaftlichen Flächen in die Oberflächengewässer. Die Nitratbelastung muss dringend verringert werden – nur so können wir den Lebensraum vieler bedrohter Arten erhalten!
Hier eine Auswahl von Artikeln über unsere Arbeit in Ihrem Kreis
07.10.2021 Ruhrnachrichten Ergebnisse liegen vor: Hohe Nitratbelastung im Grundwasser
Wie können Sie Ihr Brunnenwasser nutzen? Lassen Sie das Wasser bei uns testen – Sie erhalten ein ausführliches Gutachten von uns.
Melden Sie sich jetzt bei unserem Regio-Newsletter an! Sie erfahren z. B. wann das Labormobil in Ihrer Nähe ist.
Unsere Gewässer brauchen Ihre Hilfe! Unterstützen Sie unsere Arbeit und werden Sie Mitglied beim VSR-Gewässerschutz!