
Nitratbelastung im Salzlandkreis
Die Nitratbelastung im Grundwasser sinkt trotz vieler Auflagen zur Düngemenge und Düngezeitpunkt nicht so wie gehofft. Das stellte der VSR-Gewässerschutz bei der Auswertung der 301 abgegebenen Brunnenwasserproben im Raum Aschersleben, Calbe und Schönebeck fest. Das nitratbelastete Grundwasser sickert den Bächen und Flüssen zu. Hohe Nitratbelastungen gefährden die Artenvielfalt!
Nitratauswertung von Gartenbrunnen
Der VSR-Gewässerschutz ist mit dem mobilen Labor im Einsatz und führt Analysen von Brunnenwasser durch. Dadurch konnte die gemeinnützige Organisation die Nitratmesswerte aus zahlreichen Gartenbrunnen auswerten. Es zeigt sich, dass im Salzlandkreis häufig der Grenzwert der Nitratrichtlinie von 50 mg/l überschritten wird. Diese Richtlinie wurde bereits 1991 eingeführt, um die Gewässer vor den negativen Auswirkungen der Landwirtschaft zu bewahren. Der VSR-Gewässerschutz setzt sich dafür
ein, dass sich die Nitratbelastung im Grundwasser endlich deutlich verringert.
Aktuelle Ergebnisse unserer Brunnenwasseranalysen
in Schönebeck
Die Brunnenwasserergebnisse vom diesjährigen Termin am 24. Aptil in Schönebeck ergaben, dass in jeder 3. Probe aus den 25 untersuchten privat genutzten Brunnen eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat festzustellen war. Besonders erschreckend war die festgestellte Belastung in je einem Gartenbrunnen in Plötzky mit 111 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Felgeleben mit 100 mg/l, in Schönebeck mit 92 mg/l und in Bad Salzelmen mit 70 mg/l.Etwas weniger hoch belastet ist das Wasser in Elbenau mit 65 mg/l Nitrat und in Biere mit 59 mg/l im Grundwasser.
Nitratmesswerte im Salzlandkreis überschreiten Grenzwert
Der VSR-Gewässerschutz stellte bei den Brunnenwasser-Analysen im Salzlandkreis von 2019 bis 2024 fest: 25,7 % der Brunnenwasserproben im Salzlandkreis überschreiten erschreckenderweise den Grenzwert der Nitratrichtlinie von 50 mg/l Nitrat. Besonders schockierend ist, dass 6,6 % der Brunnen sogar über 100 mg/l Nitrat liegen. Bei der Überschreitung des Grenzwertes ist das Wasser nicht mehr als Trinkwasser geeignet. Es ist ein alarmierendes Zeichen für die zukünftige Wasserversorgung für nachfolgende Generationen. Auch ökologisch stellen so hohe Nitratbelastungen ein großes Problem für die Artenvielfalt dar, da das Grundwasser den Bächen und Flüssen zusickert.
Bei 20,4 % der Brunnen lag die Nitratkonzentrationen zwischen 25 und 50 mg/l. Hier wird der Grenzwert der Nitratrichtlinie eingehalten. Allerdings stellt so eine Belastung im Grundwasser immer noch ein Problem für Artenvielfalt beim Zusickern in die Bäche und Seen dar. 16,4 % der Wasserproben wiesen eine Nitratbelastung von 10 mg/l bis 25 mg/l auf. Hier liegt zwar eine geringe Nitratbelastung vor, die aber ökologisch und für das Trinkwasser keine Gefahr darstellt. Besonders erfreulich war, dass
37,5 % der untersuchten Wasserproben im Salzlandkreis unter 10 mg/l liegen. Allerdings sehen wir, dass diese niedrigen Messwerte zum Teil auf einen guten Nitratabbau im Grundwasser beruhen.
Nitratbelastetes Brunnenwasser schränkt die Nutzung im Garten ein
Der VSR-Gewässerschutz setzt sich dafür ein die Nitratbelastung zu verringern damit Sie das Brunnenwasser in Zukunft ohne Einschränkungen nutzen können. Mit einer Brunnenwasseranalyse beim VSR-Gewässerschutz erhalten Sie Informationen darüber, inwieweit ihr nitrathaltiges Brunnenwasser für das Gießen von Gemüse, das Befüllen von Planschbecken, das Füllen von Teichen oder sogar für den Trinkbedarf geeignet ist. Informationen darüber, warum das Wasser aufgrund einer erhöhten Nitratbelastung für bestimmte Anwendungen nicht geeignet ist, finden Sie hier:
Stickstoffbelastung in den Bächen im Salzlandkreis
Unter dem Motto „Meeresschutz beginnt in unseren Bächen“ führte der VSR-Gewässerschutz eine Messfahrt im Kreis durch. Die Nordsee leidet unter einer zu hohen Stickstoffbelastung. Eine entscheidende Ursache für diese Belastung sind die Flüsse, die mit erhöhten Stickstoffwerten in die Nordsee münden. Um diesem bedenklichen Trend entgegenzuwirken, wurde in der Oberflächengewässerverordnung ein Zielwert von 2,8 mg/l Gesamtstickstoff für die in die Nordsee mündenden Flüsse festgelegt. Jeder noch so kleine belastete Bach trägt dazu bei, dass die Flüsse, die in die Nordsee münden, eine zu hohe Stickstoffkonzentration aufweisen.
Die Auswertung der Messfahrt im März 2025 im Salzlandkreis zeigt, dass Bäche mit großem Einfluss aus der intensiven Landwirtschaft stark mit Stickstoff belastet sind. Der VSR-Gewässerschutz stellte im Schlakenbach in Alsleben eine Stickstoffkonzentration von 9,6 Milligramm pro Liter (mg/l) fest, in der Fuhne in Baalberge sowie in der Saale in Bernburg einen Wert von jeweils 4,8 mg/l. Der Mühlengraben in Egeln und die Bode in Staßfurt wiesen mit 3,5 mg/l Gesamtstickstoff eine geringere Belastung auf. Im Solkanal in Schönebeck wurden 3,4 mg/l und in der Getel in Zörbig 3,8 mg/l gemessen.
Der VSR-Gewässerschutz hat sich während der Messfahrt ebenfalls mit den Auswirkungen des Abwassers einer kommunalen Kläranlage auf die Verschmutzung des Baches auseinandergesetzt. Zu diesem Zweck wurde die Eine sowohl oberhalb als auch unterhalb der Kläranlage Aschersleben analysiert. Erfreulicherweise konnte festgestellt werden, dass die Gesamtstickstoffbelastung in der Eine vor der Einleitung des Kläranlagenwassers bei 5,4 mg/l lag und mit der Einleitung auf 5,2 mg/l gesenkt wurde. Harald Gülzow betonte die Bedeutung der Modernisierung von Kläranlagen, da diese bereits maßgeblich zur Verringerung der Stickstofffracht im Abwasser beigetragen haben.
Nitratbelastung im Leitungswasser im Salzlandkreis
Manche Bürger haben nun Sorge, dass ihr Leitungswasser, das aus dem Grundwasser gefördert wird den Nitratgrenzwert von 50 mg/l überschreitet. Da kann der VSR-Gewässerschutz jedoch beruhigen. Wasserversorger sind verpflichtet, den Nitratgrenzwert einzuhalten. Die Werte der meisten Anbieter liegen deutlich darunter, da sie bei zunehmenden Nitratkonzentrationen sofort entsprechende Maßnahmen
ergreifen. Der VSR-Gewässerschutz recherchierte im Salzlandkreis nach den Wasserversorgern. In der Regel veröffentlichen diese die Nitratwerte auf ihren Internetseiten. Wo dies nicht der Fall ist, werden wir nachhaken und Informationen einfordern
Gewässerschutz mit der Landwirtschaft
In der intensiven Landwirtschaft ist das Risiko von Nitratauswaschungen ins Grundwasser hoch. Daher ist es nötig, dass möglichst viele Landwirte sich zum Ziel setzen noch mehr für eine nachhaltige Landwirtschaft zu tun. Gewässerschutz kann nur gemeinsam mit der Landwirtschaft erfolgreich sein.
Agroforst im Salzlandkreis
Wir fordern noch mehr Unterstützung für das Anlegen von Baumstreifen auf den Feldern. Diese Agroforstsysteme führen nachweislich zu einer erheblichen Senkung der Nitratbelastung ohne den Ertrag auf dem Acker zu verringern. Im Kreis dominieren Felder ohne Bäume. Das war nicht immer so, erst im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft verschwanden die Bäume. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden. Im Gegensatz dazu können Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen.
Öko-Landbau im Salzlandkreis
Nur 1,2 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Salzlandkreis wird ökologisch bewirtschaftet.
Die Nitratbelastung des Grundwassers wird unter ökologisch bewirtschafteten Flächen stark verringert. Der Ökologische Landbau vermindert nach Untersuchungen des Thünen-Institutes (Bundesforschungsanstalt in Braunschweig) die Stickstoffausträge im Mittel um 28 Prozent. Damit tragen ökologisch wirtschaftende Landwirte bereits heute dazu bei, dass den Gewässern weniger Nitrate zu sickern. Es ist wichtiger denn je, eine nachhaltige und gewässerschonende Landwirtschaft zu unterstützen!
Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2020
Intensive Landwirtschaft im Salzlandkreis
In Ackerbauregionen ist das Grundwasser am häufigsten mit zu viel Nitrat belastet. Die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist vor allem durch eine Überdüngung der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen zu erklären. Unsere Auswertungen der Flächenverteilung im Salzlandkreis zeigen: Die Landwirtschaft hat hier einen großen Anteil und damit einen erheblichen Einfluss auf die Belastungssituation des Grundwassers in dieser Region.
Landwirtschaft
74,8 % der Fläche im Salzlandkreis werden von der Landwirtschaft genutzt.
Siedlung & Verkehr
14,6 % der Fläche im Salzlandkreis stehen Siedlung & Verkehr zur Verfügung.
Wald
3,9 % der Fläche im Salzlandkreis ist mit Wald bedeckt.
Sonstige
6,7 % der Fläche im Salzlandkreis stehen Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen zur Verfügung.
Landwirtschaft mit viel Ackerfläche im Salzlandkreis
Im Salzlandkreis bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 96 % aus Ackerflächen. Dort ist die Gefahr der Nitratauswaschung höher als unter Grünland. Das liegt daran, dass Grünland eine ganzjährige ununterbrochene Begrünung der Fläche mit einer intensiven Durchwurzelung aufweist und dadurch das Nitrat aus dem Dünger weniger ausgewaschen wird. Das ist bei Ackerflächen nicht der Fall. Besonders hoch ist die Nitratverlagerung im Winter unter Feldern, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Deshalb müssen dringend Zwischenfrüchte angebaut werden, die bei Regenfällen die Nitratverlagerung ins Grundwasser verhindern. Es darf im Winter keine Felder ohne Bewuchs geben.
Quellen: Regionalatlas Deutschland 2019; Landesamt für Statistik Sachsen-Anhalt 2020
Mais- und Weizenanbau im Salzlandkreis
Warum ist es problematisch, wenn Mais- und Weizenanbau dominieren?
Im Salzlandkreis wird auf 13 % der Ackerflächen Mais angebaut. Gerade in der Nähe von Biogasanlagen wird besonders viel Mais produziert. Auf den abgeernteten Maisfeldern ohne Bewuchs kommt es zu einer erhöhten Nitratauswaschung, weil der nach der Ernte noch verbliebene Stickstoff durch Regenfälle schnell ins Grundwasser ausgewaschen wird. Der VSR-Gewässerschutz fordert, dass nach der Maisernte Pflanzen den Boden bedecken müssen. Dies ist möglich durch die Aussaat einer Zwischenfrucht nach der Ernte oder einer Untersaat bei der Maissaat. Beides verhindert die Auswaschung der Nitrate im Winter.
In Deutschland wird viel Backweizen angebaut – alleine im Salzlandkreis auf 43 % der Ackerflächen. Aufgrund der dritten Spätdüngung trägt der Backweizen wesentlich zur Nitratbelastung bei. Aber nur 30 % der Produktion wird wirklich für Backzwecke benötigt! Mehr als die Hälfte des Backweizens wird aufgrund zu niedriger Proteinwerte verfüttert. Damit die globale Ernährungssicherung gewährleistet werden kann, muss der Getreideanbau nachhaltiger werden, ohne die Produktivität stark zu reduzieren. Laut zahlreicher Experten könnte dies gelingen, wenn nicht nur der Proteingehalt des Getreides ausschlaggebend wäre.
Quelle: Landesamt für Statistik Sachsen-Anhalt 2020
Weitere Ergebnisse aus dem Kreis Salzlandkreis
Nitratkarte von Sachsen-Anhalt
Wie sieht die Nitratbelastung in Sachsen-Anhalt aus?
Das Ergebnis lässt wenig Anlass zur Freude: Die Kreise mit erhöhten Nitratwerten dominieren immer noch.
Die Karte gibt einen Überblick über die Nitratbelastungen in privat genutzten Brunnen. Die Daten wurden im Rahmen der Untersuchungen des VSR-Gewässerschutz in den Jahren 2019-2024 gewonnen.
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