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Fluss am Feld

Ergebnisse der Bachuntersuchungen

Unter dem Motto „Meeresschutz fängt in den Bächen an“ führt der VSR-Gewässerschutz Messfahrten in verschiedenen Regionen durch. Es wurden Bäche beprobt und analysiert. Fazit: Die Nährstoffkonzentrationen in vielen Bächen sind zu hoch und stellen eine Gefahr für die Artenvielfalt dar.


Stickstoffbelastung in Bächen

Zur Beurteilung der Gewässerqualität betrachten wir in Bächen die gesamte Stickstoffbelastung und nicht nur die Nitratkonzentration. Dabei macht der Stickstoff im Nitrat den größten Anteil am Gesamtstickstoffgehalt in den Gewässern aus. Nitrit und Ammonium sind in deutlich geringeren Mengen vorhanden und stellen somit ein geringeres Problem dar.

Warum Messung von Gesamtstickstoff?

ein Röhrchen mit Nitrat wird von einer Hand mit Handschuh gehalten.

2,8 mg/l Gesamtstickstoff sollen die Flüsse, die in Nordsee fließen nicht überschreiten. Dies entspricht den Bewirtschaftungszielen der Oberflächengewässerverordnung sowie den Zielen der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie. Leider kann bisher der Zielwert bei den Flüssen nicht eingehalten werden. Die Reduzierung der Stickstoffbelastung muss in den Bächen im Einzugsgebiet der Flüsse beginnen.

Durchführung der Beprobung und Stickstoffanalyse

Matthias Ahlbrecht und Arno Mittelmeyer nehmen eine Probe an einem Fluss

Um zu zeigen wie das nitratbelaste Grundwasser die Bäche belastet hat der VSR-Gewässerschutz Beprobungen an den Bächen durchgeführt, die lange durch die intensive Landwirtschaft fließen. Die Messfahrten wurden im Winter bei trockenem Wetter durchgeführt. In dieser Zeit gelangt kaum Regenwasser in die Gewässer und die Grundwassermenge, die zusickert ist umso größer. Um zu zeigen, dass Kläranlagen weniger zur Nitratbelastung beitragen haben wir einige Bäche auch vor und nach Kläranlagen beprobt.


Ergebnisse der Stickstoffanalysen in Bächen

Das Wasser der Bäche in Nordrhein-Westfalen fließt über die Maas, den Rhein, das Ijsselmeer, der Ems und der Weser der Nordsee zu.

Die Auswertung der Messfahrt im Oktober 2023 im Kreis Kleve zeigt, dass Bäche mit großem Einfluss aus der intensiven Landwirtschaft stark mit Stickstoff belastet sind. So wurden in der Langdorfer Beek in Wachtendonk 15,6 mg/l Gesamtstickstoff gemessen, in der Kendel in Goch-Hassum 13,0 mg/l und im Leitgraben in Straelen 11,7 mg/l. Auch der Leybach in Kalkar wies mit 10,9 mg/l eine hohe Belastung auf, ebenso die Spandicksley in Issum mit 10 mg/l, der Dondert in Kevelaer mit 9,4 mg/l, der Kalbecker Graben in Kalbeck mit 3,5 mg/l und die Spoykanal in Kleve mit 9,1 mg/l.

Die Wasserproben aus Fließgewässern, die nach Kläranlagen entnommen wurden, zeigten in der Regel eine geringere Gesamtstickstoffbelastung. In der Gelderner Fleuth fanden wir lediglich 4,0 mg/l und in der Niers in Goch 6,4 mg/l.

Die Niers transportiert die Nährstoffe Richtung Nordsee. Es muss dringend die Nitratbelastung im Grundwasser im Kreis Kleve verringert werden um die Stickstoffbelastung in der Niers zu senken.

Diagramm des Gesamststickstoff im Kreis Kleve

Die Auswertung der Messfahrt im Oktober 2023 im Kreis Borken zeigt, dass Bäche mit großem Einfluss aus der intensiven Landwirtschaft stark mit Stickstoff belastet sind. So wurden im Holtwicker Bach in Bocholt 9,6 mg/l Gesamtstickstoff gemessen, in der Ahauser Aa in Ahaus 8,2 mg/l und im Waldbach in Raesfeld 11,5 mg/l.  Auch der Legdener Mühlenbach in Legden wies mit 8,1 mg/l eine hohe Belastung auf, ebenso der Goorbach in Gronau mit 8,5 mg/l und der Rheder Bach in Rhede mit 10,1 mg/l.

Die Wasserproben aus Fließgewässern, die nach Kläranlagen entnommen wurden, zeigten in der Regel eine geringere Gesamtstickstoffbelastung. In der Issel in Isselburg fanden wir lediglich 6,6 mg/l, in der Dinkel in Heek 8,5 mg/l auch in der Berkel in Stadlohn 7,4 mg/l und in der Bocholter Aa in Borken 6,9 mg/l.

Balkendiagramm der Stickstoffbelastung im Kreis Borken

Die Auswertung der Messfahrt im Dezember 2023 im Kreis Heinsberg zeigt, dass Bäche mit großem Einfluss aus der intensiven Landwirtschaft stark mit Stickstoff belastet sind. So wurden im Kitschbach in Haaren 15,9 mg/l Gesamtstickstoff gemessen, in dem Beekbach in Rath-Anhoven 8,8 mg/l und in der Wurm in Heinsberg 5,4 mg/l.  Auch die Schwalm in Wegberg wies mit 8,5 mg/l eine hohe Belastung auf, ebenso der Saffelerbach in Selfkant mit 17,5 mg/l, der Rodebach in Tüddern mit 6,4 mg/l und der Millichenbach in Hückelhoven mit 5,6 mg/l. Etwas geringer belastet der Waldfeuchterbach in Waldfeucht mit 3,3 mg/l.

Balkendiagramm der Stickstoffbelastung im Kreis Heinsberg

Die Auswertung der Messfahrt im Dezember 2023 im Kreis Viersen zeigt, dass Bäche mit großem Einfluss aus der intensiven Landwirtschaft stark mit Stickstoff belastet sind. So wurden im Mühlenbach in Onnert 19,3 mg/l Gesamtstickstoff gemessen, in dem Elmpterbach in Elmpt 10 mg/l und im Hammerbach in Viersen 9,9 mg/l. 

Die Wasserproben aus Fließgewässern, die nach Kläranlagen entnommen wurden, zeigten in der Regel eine geringere Gesamtstickstoffbelastung. In der Nette in Boisheim fanden wir 8,6 mg/l, in Leuth 4,7 mg/l und in der Schwalm in Niederkrüchten 8,3 mg/l, in Brüggen 7,5 mg/l

Balkendiagramm mit der Stickstoffbelastung der Bäche im Kreis Viersen

Die Auswertung der Messfahrt im Oktober 2023 im Kreis Steinfurt zeigt, dass Bäche mit großem Einfluss aus der intensiven Landwirtschaft stark mit Stickstoff belastet sind. So wurden im Leerbach in Horstmar 8,3 mg/l Gesamtstickstoff gemessen, in dem Gauxbach in Ochtrup 7,6 mg/l und in dem Mühlenbach in Emsdetten 7,4 mg/l.  Auch die Steinfurter Aa in Steinfurt wies mit 7,3 mg/l eine hohe Belastung auf, ebenso der Temmingsmühlerbach in Greven mit 6,6 mg/l, die Vechte in Metelen mit 6,4 mg/l, die Schaler Aa in Hopsten mit 6,2 mg/l und die Ems in Rheine mit 4,8 mg/l. Etwas geringer belastet die Recke Aa in Recke mit 3,5 mg/l und die Ibbenbürender Aa in Ibbenbüren.

Balkendiagram der Stickstoffbelastung in den Bächen im Kreis Steinfurt

Die Auswertung der Messfahrt im Oktober 2023 im Kreis Warendorf zeigt, dass Bäche mit großem Einfluss aus der intensiven Landwirtschaft stark mit Stickstoff belastet sind. So wurden im Mühlenbach in Brünen 11,6 mg/l Gesamtstickstoff gemessen und in der Issel in Hamminkeln 9,4 mg/l. Auch der Bruckhauser Mühlenbach wies mit 4,5 mg/l eine hohe Belastung auf, ebenso der Schermbecker Mühlenbach mit 4,3 mg/l, in der Kleine Issel in Dingden 6,9 mg/l und der Mühlenbach in Gahlen mit 4,3 mg/l. Etwas geringer belastet ist die Lippe in Wesel 3,8 mg/l.

Balkendiagram der Stickstoffbelastung in den Bächen im Kreis Wesel

Die Auswertung der Messfahrt im November 2023 im Kreis Warendorf zeigt, dass Bäche mit großem Einfluss aus der intensiven Landwirtschaft stark mit Stickstoff belastet sind. So wurden im Biesterbach in Liesborn 8,2 mg/l Gesamtstickstoff gemessen, in der Bever in Ostbevern 6,3 mg/l und in der Hessel in Sassenberg 5,8 mg/l.  Auch der Alsterbach in Albersloh wies mit 5,8 mg/l eine hohe Belastung auf, ebenso der Beilbach in Beelen mit 5,2 mg/l, die Werse in Ahlen mit 4,8 mg/l, die Angel in Neubeckum mit 4,6 mg/l und der Axtbachin in Oeldemit 4,5 mg/l. Etwas geringer belastet ist der Baarbach in Ostenfeldemit 3,5 mg/l.

Balkendiagram der Stickstoffbelastung in den Bächen im Kreis Warendorf

Hohe Stickstoffbelastung aus dem Grundwasser

Große Mengen an Stickstoffverbindungen gelangen aus der Landwirtschaft gelangen ins Grundwasser. Nitrat nimmt dabei den größten Anteil am Gesamtstickstoffgehalt ein. Nitrit und Ammonium sind in deutlich geringeren Mengen vorhanden und stellen somit ein geringeres Problem dar. Belastetes Grundwasser sickert den Bächen zu, In Flüssen, Seen und Meeren kommt es dadurch zu überhöhten Stickstoffgehalten. Eine Reduzierung der Stickstoffeinträge muss also schon im Grundwasser beginnen.

Nitratkarten zeigt wo gehandelt werden muss

Nitratkarte von Deutschland 2019-2024

Die belasteten Bäche fließen durch die intensive Landwirtschaft. Der VSR-Gewässerschutz stellt fest, dass dort wo hohe Nitratbelastungen im Grundwasser vorliegen auch die Stickstoffbelastungen in den Bächen hoch sind.

Messungen an Bächen nach den Einleitungen von Kläranlagen zeigen in der Regel keine Erhöhung der Stickstoffbelastung. Durch den Ausbau der Kläranlagen gelangen durch die Einleitungen heutzutage nur noch geringere Stickstoffmengen in die Bäche.


Der VSR-Gewässerschutz fordert eine Verringerung der Nitratbelastung im Grundwasser

Die Nitratbelastung im Grundwasser darf nicht nur im Hinblick auf die Trinkwasserqualität beurteilt werden. Die Nitratbelastung im Grundwasser muss auch dringend verringert werden, um die Artenvielfalt in den Fliessgewässern und Nordsee zu erhöhen.

Stickstoffe reduzieren für die Artenvielfalt in der Nordsee

Nach dem Nitratbericht 2024 sind nur 13 % der deutschen Nordseegewässer in einem guten Zustand und 87 % sind weiterhin eutrophiert. Die Landwirtschaft trägt mit 70 % zum Stickstoffeintrag bei.  Eine Verbesserung der Artenvielfalt in der Nordsee kann nur erreicht werden, wenn sich die Stickstoffkonzentrationen in Elbe, Ems, Weser, Rhein und kleineren Nordseezuflüssen verringern.

Stickstoffe reduzieren für die Artenvielfalt in den Bächen

Eine Überversorgung mit Stickstoff führt im Gewässer zu einer Steigerung des Algenwachstums Das kann zu erheblichem Sauerstoffmangel im Gewässer und zu lebensfeindlichen Bedingungen für Tiere und Pflanzen führen. Nach Umweltbundesamt verfehlen rund 80 % der Bäche und Flüsse den Zielwert von Nitrat-Stickstoff.  „Die Eintragsquellen von Nitrat stammen eher aus der Landwirtschaft und weniger aus Abwasser.“ so das Umweltbundesamt.

Libelle sitzt auf einer Wasserpflanze

Stickstoffbelastung der Fließgewässer nach Umweltbundesamt

„Die Eintragsquellen von Nitrat stammen eher aus der Landwirtschaft und weniger aus Abwasser. Eine Verbesserung des Nitrat-Stickstoffs an den Messstellen ist weniger deutlich und der Zielwert wird derzeit an weniger als 50 Messtellen (20 %) erreicht; rund 50 % verfehlen den Zielwert um lediglich eine Klasse (hellgrün) (siehe Abb. „Güteklassifikation Nitrat-Stickstoff“).“ so das Umweltbundesamt.

Ursache der Stickstoffbelastung nach Umweltbundesamt

Stickstoffeinträge in Oberflächengewässer

Man sieht bei der Grafik vom Umweltbundesamt deutlich, dass über die Hälfte des Stickstoffeintrags in unsere Gewässer aus dem Grundwasser stammt.