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EIn wildes Gewässer im Wald

Flüsse renaturieren – intakte Ökosysteme schaffen

Natürliche Gewässer sind gut für unsere Umwelt und schützen vor Hochwasser

Begradigtes Stück Niers

Flüsse zurück in ihren natürlichen Zustand zu bringen, ist in unserer Zeit dringend notwendig.
In den letzten 200 Jahren wurden die meisten Flüsse in Deutschland verändert und den menschlichen Bedürfnissen angepasst. Sie wurden begradigt und vertieft, Uferbepflanzung wurde entfernt. Durch diese „Korrekturen“ sind Biotope zerstört und Wasser verschmutzt worden. Viele Tier- und Pflanzenarten haben Lebensräume verloren.
Heute hat ein Umdenken stattgefunden. Es wird mehr Wert auf eine gute Wasserqualität und ein funktionierendes Ökosystem gelegt.

Ein naturnahes Gewässer ist gut für unsere Umwelt und schützt vor Hochwasser. Es kann mit statt gegen eine intakte Natur gearbeitet werden. Ziel von Renaturierungen sind naturnahe Gestaltung, ökologische Aufwertung und weniger Schadstoffbelastungen.

Wie funktioniert Renaturierung?

Viele Flüsse wurden im Laufe der Geschichte begradigt. Das wird bei einer Renaturierung rückgängig gemacht. Nach Möglichkeit soll der ursprüngliche Flussverlauf wiederhergestellt werden.
Durch diese Maßnahme erhält der Fluss wieder mehr Kurven. Die Fließgeschwindigkeit des Wassers nimmt ab. Dadurch können sich Sedimente im Fluss ablagern und er verliert an Tiefe. Wasserpflanzen können sich besser im Boden verankern.

Bei Renaturierungen werden auch Uferbereiche abgeflacht. Sie können so wieder häufiger überflutet werden. Das schafft neue Lebensräume und Auenlandschaften entstehen.

Luftaufnahme von Fluss aus Brandenburg

Renaturierte Flüsse als Hochwasserschutz

Ein umgestürzter Baum liegt im Wasser

Schnurgerade Flüsse begünstigen Hochwasser und Flutkatastrophen enorm. Treten ungewöhnlich hohe Wassermassen auf, rauscht das Wasser ungehindert flussabwärts, trittt überall unkontrolliert über die Ufer und reißt mit, was sich auf seinem Weg befindet.
Renaturierungen können helfen: Den Flüssen und Bächen wieder mehr Raum geben ist vielerorts ein Programm, das erfolgreich zum ökologischen Hochwasserschutz beiträgt.
Ein begradigter Fluss bremst Hochwasser kaum ab. Gibt man ihm seine natürlichen Schlaufen und Kurven zurück, können Wassermassen nicht so schnell werden und ihre Zerstörungskraft nimmt ab. Bei heftigen Regenfällen kann trotzdem nicht verhindert werden, dass Flüsse irgendwann über die Ufer treten. Wir können aber kontrollieren, wo es passiert – und das sollte außerhalb von besiedelten Gebieten sein. In Auenlandschaften können Flüsse bei Hochwasser ungestört über die Ufer treten. Damit wird ein Teil des Wassers zurückgehalten und kann langsam abfließen. Gleichzeitig wird die Geschwindigkeit des Flusswassers insgesamt reduziert. Damit werden Flussbereiche in Städten und Dörfer, die nicht über die Ufer treten dürfen, geschützt. So helfen renaturierte Flüsse bei Hochwasser. Werden Auen entfernt und Flüsse begradigt, verschwindet dieser Hochwasserschutz. In Deutschland sind 70 % der Auen so stark vom menschlichen Einfluss geprägt, dass sie nur noch deutlich eingeschränkten oder keinen Hochwasserschutz mehr bieten.

Andere positive Eigenschaften renaturierter Flüsse

Schadstoffbelastung sinkt

Nach einer Renaturierung ist die Flusslandschaft wilder und natürlicher als vorher. Insbesondere befinden sich Ackerflächen nicht direkt neben dem Fluss. Dadurch ist er besser vor Pflanzenschutzmitteln und Düngung durch die Landwirtschaft geschützt.
Außerdem nehmen Pflanzen am Rand des Gewässers Nährstoffe auf, die dem Fluss zusickern. Dadurch ist er auch vor Schadstoffen „von weiter weg“ geschützt.

Eine weitläufige Flussaue

Aber nicht nur die „Neubelastung“ in dem renaturierten Gebiet ist geringer. Naturnahe Flusslandschaften können auch schon vorhandene Schadstoffe aus dem Wasser filtern. Damit nimmt die Belastung des Flusses sogar ab.
Die langsamere Wassergeschwindigkeit und die flachen Ufer bieten Lebensraum für Wasserpflanzen. Außerdem können sich Sedimente und organische Partikel dort ablagern. Dadurch wird vor allem die Phosphorbelastung geringer, da Phosphor an solche Teilchen gebunden ist.
Nitrat hingegen ist gut wasserlöslich und nicht an Partikel im Wasser gebunden. Aber auch Nitrat wird in den renaturierten Flüssen gefiltert. Die Wasserpflanzen nutzen das Nitrat zum Wachsen. Außerdem lagert es sich in den Senken von Flussauen an. Dort wird es von Bakterien umgewandelt. Es entsteht Stickstoff – das häufigste Gas in unserer Atmosphäre. Dieser Vorgang heißt Denitrifikation. Er ist für die Gewässer besonders wichtig, da er Nährstoffüberschüsse verhindert.
Schadstoffverminderungen in renaturierten Bereichen sind messbar. Der VSR-Gewässerschutz konnte sie auch schon auf seinen Messfahrten feststellen.

Ein Eisvogel mit einem Fisch im Schnabel

Schaffung und Verbindung von Lebensräumen

Renaturierte Ufer- und Flussbereiche sind wertvolle Biotope. Dort leben zahlreiche Amphibien, Fische, Pflanzen, Vogelarten und Insekten. Sie alle profitieren von einer abwechslungsreichen und wilden Ufergestaltung.
Besonders kostbar sind längere renaturierte Uferbereiche, da sie Biotope miteinander verbinden. Dadurch wird eine „Verinselung“ von Lebensräumen verhindert. Pflanzen können sich weitläufiger ausbreiten und Tiere nutzen das Gebiet für Wanderungen.

Klima

Bepflanzte Uferbereiche sorgen für Windschutz und Schatten. Damit wird das Kleinklima durch Renaturierungsmaßnahmen verbessert.

Freizeit und Erholung

Auch für den Menschen haben die renaturierten Flüsse einen großen Nutzen. Sie werten das Landschaftsbild auf. Durch Spaziergänge können sie zur Erholung genutzt werden und bieten Freizeitmöglichkeiten – solange die Natur nicht zu stark gestört wird.

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