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EIn Haubentaucher im Nest

Totes Holz bringt Leben in Flüsse und Bäche

Totholz ist unverzichtbar für natürliche Uferbereiche und fördert die biologische Vielfalt in Fließgewässern

In unseren aufgeräumten Flüssen und Bächen findet man es kaum noch, obwohl es eine essentielle Bedeutung hat: Im Wasser liegendes Totholz bringt Leben!
Unter „Totholz“ versteht man verschiedene abgestorbene, verholzte Pflanzenteile. Das können ganze Baumstämme oder Wurzelballen sein. Aber auch loses Holz, Zweige und Äste fallen darunter.
In einem natürlichen oder naturnahen Gewässer muss es Totholz in jedem Fall geben. Es ist dort von unschätzbarem Wert und bestimmt das Erscheinungsbild von Flüssen und Bächen maßgeblich mit. Außerdem sind viele Tiere auf das Holz im Wasser angewiesen.

Totholz schafft Lebensräume

Totholz am Rande eines Flusses

In einem Gewässer erfüllt Totholz viele verschiedene Aufgaben und sorgt auf unterschiedliche Weise dafür, dass die Artenvielfalt wächst.
Totholz verändert bestehende Strukturen und bringt Abwechslung, insbesondere in Fließgewässern. Durch die Barriere verändert sich der Wasserfluss und es entstehen Bereiche mit verschiedenen Strömungen. Dadurch fühlen sich Lebewesen mit unterschiedlichen Ansprüchen in dem Gewässer wohl. Sogar Stillwasserbereiche und Poole können durch das Totholz entstehen.
Ein anderer Vorteil von Totholz ist, dass es Sedimente zurückhält und das Ufer stabilisieren kann. Außerdem bremst es bei Hochwasser einen Teil des Wassers ab. Somit spielt es eine Rolle im Dezentralen Hochwasserschutz.
Besonders wertvoll ist Totholz aufgrund seiner ökologischen Funktionen. Wenn es in Gewässer eingebracht wird, wächst die Artenvielfalt. Wo Menschen oft nur ein morsches Stück Stamm sehen, sind neue Lebensräume entstanden – über und unter Wasser.

Unterwasseraufnhame von einem Wels

Für Fische stellt Totholz eine gute Versteckmöglichkeit dar. Sie nutzen es als Einstand, um besser vor Fressfeinden geschützt zu sein. Besonders Jungfische sind für Totholz dankbar, weil das Holz auch als Strömungsschutz für sie dient. Verändert sich das Sediment des Flusses durch das Totholz, entstehen außerdem neue Laichplätze. Je nach Fischart ist zudem das Holz selber ein guter Ort zum Laichen.
Auch Kleinstlebewesen profitieren von dem Totholz. Es hält organisches Material zurück, welches sie, neben dem Holz selber, als Nahrungsquelle nutzen. Gleichzeitig wird das Totholz auch als Lebensraum und zur Eiablage genutzt. Für Fische wiederum sind die Kleinstlebewesen willkommenes Futter.
Viele weitere Tierarten nutzen das Totholz für sich: Es gibt Käferarten, die nur Holz zur Eiablage nutzen, das schon einmal im Wasser lag. Verschiedene Vögel nutzen aus dem Wasser ragendes Holz als Ansitz. Die Brückenspinne baut ihr Netz über Wasser und nutzt dafür sehr gerne Totholz.

Renaturierung mit Totholz

Umgestürzter Baum liegt in einem See

Wegen all dieser Vorteile sollte Totholz, wo immer es möglich ist, in Gewässern gelassen werden. Wir Menschen haben häufig das Bedürfnis, unsere Umwelt „aufzuräumen“. Dabei ist es für die Umwelt viel besser, wenn sie „unordentlich“ bleibt!

Neben dem Liegen-lassen sollte Totholz aktiv in Gewässer eingebracht werden. Das stellt aus verschiedenen Gründen eine sinnvolle und vergleichsweise kostengünstige Renaturierungsmaßnahme dar.
Totholz in Gewässer fördert eine eigendynamische Gewässerentwicklung. Allein die Veränderungen der Strömung können dafür sorgen, dass die Ufer eines begradigten Baches wieder natürlichere Krümmungen erhalten. Gewässer mit eingebrachten Totholz gewinnen naturnahe Strukturen zurück. Außerdem nimmt die Habitatdiversität mit dem Totholz zu.
Es ist wenig verwunderlich, dass Totholz einen derartigen Gewinn für Gewässer darstellt. Schließlich ist es ein Element, das natürlicherweise in Flüssen und Seen vorkommt und nur durch Menschenhand immer mehr aus ihnen verschwunden ist. Gerade in Mitteleuropa kommt selbst in „naturnahen“ Gewässern wesentlich weniger Totholz vor, als es dort ohne menschliche Einflüsse geben würde.
Für die Renaturierungen können am besten große Totholzelemente, wie beispielsweise ganze Sturzbäume, genutzt werden. Diese werden ins Wasser eingelassen. Wichtig ist, dass das Holz fixiert wird. Sonst könnte es wegtreiben und Brücken oder andere Bauwerke beschädigen.
Totholzprojekte in Bayern haben bereits gezeigt, dass der Fischbestand mit eingelassenem Totholz schnell zunimmt. Totholz sollte, wann immer möglich, in Gewässern gelassen werden oder in sie eingebracht werden.

Befestigung von Totholz in Gewässern

Baumstamm in einem See

Wenn Totholz in Flüssen und Bächen abgetrieben wird, besteht die Gefahr, dass Brücken und andere Bauwerke beschädigt werden. Um das zu vermieden, sollte das Holz befestigt werden. Dafür gibt es verschiedene Methoden.
Besonders kostengünstig ist die Variante, eine Baumkrone oder einen Wurzelballen ins Wasser einzulassen und den daran hängenden Stamm am Ufer mit Rundhölzern zu befestigen.
Alternativ kann der Stamm mit Stahlseilen festgebunden werden. Die Stahlseile können entweder an Bohrungen in Felsen befestigt werden, oder an lebenden Bäumen. Dabei muss bei dem lebenden Holz beachtet werden, dass die Stahlseile die Baumstämme nicht verletzen, beispielsweise indem man die Stämme verkleidet. Die Baumstämme können auch befestigt werden, indem sie am Ufer eingegraben werden.
Eine eher teure Möglichkeit ist es, das Totholz an Steinen im Wasser festzubohren. Der Vorteil bei dieser Variante ist, dass der Stamm des Holzes nicht aus dem Gewässer herausragen muss, damit ein fester Halt gegeben ist.

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