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Steeg führt durch ein Moor

Paludikultur

Nasse Landwirtschaft als alternative Moornutzung

Rohrkolben in mitten vieler Rohrkolben

Der steigende Bedarf an land- und forstwirtschaftlichen Flächen und neuen Energiequellen hat damals wie heute die Trockenlegung der Moore enorm vorangetrieben. Diese Landflächen aufzugeben, zu renaturieren und an die Natur zurückzugeben ist dementsprechend nur in den allerwenigsten Fällen eine Lösung. Ökonomisch sinnvolle Ansätze müssen also her.

Wasserbüffel an einer Wasserstelle eines Moores

Der vielversprechendste Ansatz ist in der nassen Landwirtschaft, der Paludikultur, zu finden. Hierfür werden die Moorsysteme wiedervenässt und wasserliebende und -resistente Tiere wie Wasserbüffel und Pflanzen wie Torfmoose, Seggen, Kolben und Schwarzerlen systemschonend, klimafreundlich und torferhaltend auf ihnen bewirtschaftet. Bereits über 1500 verschiedene Arten, welche für den Einsatz in der Paludikultur geeignet wären, wurden bis heute identifiziert und stellen auch strukturschwachen Regionen wieder neue Bewirtschaftungsmöglichkeiten mit vielseitigen Einsatzgebieten in Aussicht. Genutzt werden könnten die neuen Materialen beispielsweise als ökologische Dämm-, Bau- und Torfersatzstoffe sowie für die Futternutzung, Bioraffinerie-Produkte, die energetische Verwertung als (Fest-)Brennstoffe oder auch innovativ in der Arznei- und Nahrungsmittelproduktion. Daneben bietet auch die touristische Anziehungskraft von renaturierten und natürlichen Moorflächen viel Potential. Die Umstellung auf eine nasse Landwirtschaft würde folglich nicht nur den Mooren, sondern auch uns Menschen, der Umwelt und dem Klima zugutekommen. In den vergangenen Jahren wurden viele Projekte gestartet, die das Thema der moorfreundlichen Paludikultur weiter untersucht und einen guten Grundstock für deren Umsetzung gebildet haben. Technische Möglichkeiten und Anbauverfahren wurden erprobt und etabliert und auch schon unter dem heutigen Stand der Technik als rentable eingestuft. Weitere Forschung über Kostenreduktionen und Optimierungen in der Produktion, technische Erneuerungen sowie einer Erhöhung der generellen Produktivität würden die Rentabilität der Paludikultur des Weiteren zusätzlich steigern.

Schilfanbau in einer Paludikultur

Klingt doch eigentlich gut, warum also sind wir von der Umsetzung und dem Erreichen der gesetzten und notwendigen Ziele noch immer so weit entfernt? Neben großen Unsicherheiten in der Land- und Forstwirtschaft bezüglich der Umstellung auf eine völlig neue Form der Landnutzung, sind die politischen Rahmenbedingungen vielfach schlichtweg hinderlich für dessen schnelle und hürdenlose Umsetzung. So gibt es bisher noch immer kein einheitliches Klimaschutzübereinkommen, welches zur Wiedervernässung der Moore verpflichtet und die Teilnahme und Umsetzung basiert größtenteils auf freiwilliger Basis. Klimaschutzleistungen werden nach wie vor gar nicht oder nicht ausreichend honoriert und Landwirte verlieren ihre Subventionen, wenn sie von einer trockenen auf eine nasse Landwirtschaft umstellen. Die Angst vor erweiterten Auflagen in der Landnutzung tut dann ihr Übriges um dem Umstellungsprozess weiter ins Stocken geraten zu lassen. Ein einheitlicher politischer Konsens, eine konkrete Verteilung der Pflichten und Verantwortungen, umfangreiche Aufklärung, Forschung und eine Minimierung der bürokratischen Hürden würden viel dazu beisteuern, dass unsere Moore möglichst bald wieder in einem neuen Glanz erstrahlen können.

Andere Experten zum Thema „Paludikultur“

„Paludikultur – Land- und Forstwirtschaft auf wiedervernässten Mooren“

vom Greifswald Moor Centrum

Informationsfilm des NorBalWet-Projektes über Moore

vom Greifswald Moor Centrum

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