Nitratbelastung im Kreis Prignitz
Die Ergebnisse unserer Wasser-Analysen aus privat genutzten Brunnen bei Aktionen in Wittenberge und Perleberg ergaben eine deutliche Nitratbelastung im Grundwasser.
Der VSR-Gewässerschutz stellte bei den Brunnenwasser-Analysen
im Kreis Prignitz in den letzten 5 Jahren fest:
Jede 13. Probe überschreitet den Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 mg/l Nitrat.
Grundwasser stellt die Trinkwasservorräte für die nachfolgenden Generationen dar – eine Verringerung der Belastung ist dringend erforderlich. Jede 13 Probe klingt nicht besonders viel, aber im Kreis Prignitz haben 2 % der Brunnenwasseruntersuchungen Nitratwerte von sogar über 100 mg/l aufgewiesen. Es liegen sehr lokale Belastungen vor!
Nitratkarte von Brandenburg & Berlin
Die Nitratkarte von Brandenburg & Berlin ist leider immer noch in den meisten Kreisen eins: Rot. Das Ergebnis lässt wenig Anlass zur Freude.
Die Karte gibt einen Überblick über die Nitratbelastungen in privat genutzten Brunnen. Die Daten wurden im Rahmen der Untersuchungen des VSR-Gewässerschutz in den Jahren 2017-2021 gewonnen.
Ursachen der Nitratbelastung
Die Landwirtschaft nimmt im Kreis Prignitz eine große Fläche ein. Die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist vor allem durch eine Überdüngung der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen zu erklären.
67,8 % Landwirtschaft
Ein hoher Anteil an landwirtschaftlichen Flächen führt zu einer starken Nitratbelastung.
7,2 % Siedlung & Verkehr
Je höher der Anteil der bebauten Flächen ist, umso geringer sind die Nitratbelastungen.
22,5 % Wald
Unter Wald kommt es in der Regel zu geringeren Nitratauswaschungen.
2,5 % Sonstige
Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen – hier findet kein auffälliger Nitrateintrag statt.
Quelle für Flächenanteile: Regionatlas Deutschland 2019
Viel Ackerfläche – wenig Grünland
Im Kreis Prignitz bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 75 % aus Ackerflächen. Dort ist die Gefahr der Nitratauswaschung höher als unter Grünland. Das liegt daran, dass Grünland eine ganzjährige ununterbrochene Begrünung der Fläche mit einer intensiven Durchwurzelung aufweist und dadurch das Nitrat aus dem Dünger weniger ausgewaschen wird. Das ist bei Ackerflächen nicht der Fall. Besonders hoch ist die Nitratverlagerung im Winter unter Feldern, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Deshalb müssen dringend Zwischenfrüchte angebaut werden, die bei Regenfällen die Nitratverlagerung ins Grundwasser verhindern. Es darf im Winter keine Felder ohne Bewuchs geben.
Auf der landwirtschaftlichen Fläche im Kreis Prignitz dominiert der Mais- und Weizenanbau.
Das stellt ein großes Problem für das Grundwasser dar.
30 % der Ackerflächen für Mais
Gerade in der Nähe von Biogasanlagen wird besonders viel Mais produziert. Erfolgt die Ernte nach dem 1. Oktober, sieht man nur noch große Ackerflächen, die ab Winter bis weit ins Frühjahr keinen Bewuchs aufweisen. Selbst in Gegenden mit hohen Nitratbelastungen müssen gemäß aktueller Düngeverordnung dann keine Zwischenfrüchte mehr angebaut werden. Die überschüssigen Nitrate können dadurch nicht von Pflanzen zum Wachstum aufgenommen werden. Die Folge ist eine hohe Nitratauswaschung ins Grundwasser. Biogasanlagen sollten dringend andere Substrate einsetzen, die weit weniger zur Nitratbelastung beitragen.
15 % der Ackerfläche für Weizen
Der Weizen ist eine der wichtigsten Nahrungsnutzpflanzen der Welt. In Deutschland wird viel Backweizen angebaut, doch leider trägt dieser durch die dritte Spätdüngung wesentlich zur Nitratbelastung bei. Aber nur 30% der Produktion dieses backfähigen Weizens wird wirklich für Backzwecke benötigt! Mehr als die Hälfte des Backweizens wird aufgrund zu niedriger Proteinwerte verfüttert. Damit die globale Ernährungssicherung gewährleistet werden kann, muss der Getreideanbau nachhaltiger werden ohne die Produktivität stark zu reduzieren. Laut zahlreicher Experten könnten dies gelingen, wenn nicht nur der Proteingehalt des Getreides ausschlaggebend wäre.
Quelle für Flächenanteile: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2021
Nur 6,7 % der landwirtschaftlichen Fläche im Kreis Prignitz wurde 2016 ökologisch bewirtschaftet
Die Nitratbelastung der Gewässer wird unter ökologisch bewirtschafteten Flächen stark verringert. Der Öko-Landbau vermindert nach Untersuchungen des Thünen-Institutes (Bundesforschungsanstalt in Braunschweig) die Stickstoffausträge im Mittel um 28 Prozent. Damit tragen ökologisch wirtschaftende Landwirte bereits heute dazu bei, dass den Gewässern weniger Nitrate zusickern. Es ist wichtiger denn je, eine nachhaltige und gewässerschonende Landwirtschaft zu unterstützen!
Quelle für Flächenanteile: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2020
Stoppt das Artensterben in nitratbelasteten Bächen und Flüssen!
Nitratbelastetes Grundwasser sickert den Bächen und Flüssen zu. Der hohe Nährstoffeintrag führt zu einer Eutrophierung der Gewässer. Dadurch hat sich die Artenvielfalt in den Gewässern bereits dramatisch verringert. Nach dem Nitratbericht 2020 des Umweltbundesamtes gelangen heutzutage 75 Prozent der Stickstoffbelastungen alleine von landwirtschaftlichen Flächen in die Oberflächengewässer. Die Nitratbelastung muss dringend verringert werden – nur so können wir den Lebensraum vieler bedrohter Arten erhalten!
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