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Trecker mit Maislegegerät auf einem Feld

Nitratbelastung im Kreis Borken

Die Ergebnisse unserer Wasser-Analysen aus privat genutzten Brunnen im Raum Borken, Südlohn, Heiden, Bocholt, Rhede, Isselburg-Anholt, Gronau, Vreden und Stadtlohn ergaben eine deutliche Nitratbelastung im Grundwasser.

Der VSR-Gewässerschutz stellte bei den Brunnenwasser-Analysen im Kreis Borken von 2018 bis 2023 fest:
Jede 4. Probe überschreitet den Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 mg/l Nitrat. Grundwasser stellt die Trinkwasservorräte für die nachfolgenden Generationen dar – eine Verringerung der Belastung ist dringend erforderlich. 6,3 % der Brunnenwasseruntersuchungen weisen sogar Nitratwerte von über 100 mg/l auf!


Aktuelle Ergebnisse unserer Brunnenwasseranalysen
in Gronau, Heiden und Isselburg

Nitratdiagramm von der Aktion in Gronau

Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Gronau erschreckende Nitratbelastungen. 46 Gartenbesitzer hatten im Juli ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben. In 10 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest.Milan Toups stellte in privaten Gartenbrunnen in Nienborg 118 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Epe 104 mg/l und in Gronau 114 mg/l fest.

Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Heiden hohe Nitratbelastungen. 28 Gartenbesitzer hatten im Mai ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben,In 11 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest.Dipl.-Phys. Harald Gülzow stellte in privaten Gartenbrunnen in Heiden 119 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l) und in der Raesfelder Ortslage „Nordbroker Mühle“ 51 mg/l fest.

Nitratdiagramm von der Aktion in Heiden
Nitratdiagramm von der aktion in Isselburg

Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Isselburg hohe Nitratbelastungen. 34 Gartenbesitzer hatten im Juni ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben, In 7 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest.Dipl.-Phys. Harald Gülzow stellte in privaten Gartenbrunnen in Anholt 90 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Isselburg 68 mg/l, in Bocholt 78 mg/l und in Dingden 71 mg/l fest.


Nitratbelastungen in Flüssen und Bächen im Kreis Borken

Nachdem der Eintrag aus Abwassereinleitungen durch den Ausbau von Klärananlagen stark verringert wurde, liegt die Ursache der Nitratbelastung in den Flüssen und Bächen im Kreis Borken vorallem beim zusickernde Grundwasser und dem Niederschlag, der als Oberflächenabfluss den Gewässern zufließt. Der erhöhte Nährstoffeintrag in die Gewässer führt zur Eutrophierung. Das stellt eine Bedrohung für die Artenvielfalt dar. Der VSR-Gewässerschutz fordert eine Verringerung der Nitratbelastung im Grundwasser. Außerdem braucht es Gewässerrandstreifen die erfolgreich die Nährstoffe zurückhalten können.

Der VSR-Gewässerschutz entnimmt eine Probe an einem Fluss.

Bei der Beprobung 2019 der Bocholter Aa fand der VSR-Gewässerschutz heraus, dass bereits die drei Quellbäche der Bocholter Aa in Velen erheblich mit Nitrat belastet sind: der Thesingbach mit 23,1 mg/l, der Schwarze Bach mit 31,2 mg/l und der Weiße Vennbach mit 32,9 mg/l. Nach dem Zusammenfluss dieser drei Bäche bilden sie zusammen die Bocholter Aa, deren Wasser dann eine Nitratkonzentration von 29,4 mg/l führt. Bei Ramsdorf fließt der deutlich weniger belastete Rindelfortsbach mit einem Nitratwert von 14,8 mg/l in die Bocholter Aa und senkt deren Nitratgehalt auf 26,5 mg/l. Der bei Borken zufließende Messlingsbach ist mit 20,7 mg/l auch weniger belastet als die Bocholter-Aa. Nach dessen Zufluss und nach Passieren der Bocholter Aa-Niederung sinkt ihr Nitratgehalt weiter auf 19,4 mg/l.

Zwischen Gemen und Hoxfeld bleibt die Konzentration des Flusses in etwa konstant auf diesem Niveau. Bei Rhede kommt es dann zu einem deutlichen Nitratanstieg, weil hier der hoch nitratbelastete Rheder Bach mit 29,9 mg/l einfließt. Die Konzentration der Bocholter Aa steigt hier wieder auf 28,4 mg/l an. Den höchsten Nitratwert des Flusses messen die Mitarbeiter des VSR-Gewässerschutz in Bocholt nach der Einmündung des mit 28,8 mg/l Nitrat belasteten Pleystranges fest. Der Nitratwert der Bocholter Aa steigt weiter leicht auf 28,6 mg/l an. Der Wert ist aber immer noch um mehr als das Doppelte erhöht, um den nach der Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten Zustand der Bocholter Aa zu erreichen.

Bei der Beprobung der Berkel im März 2019 fand der VSR-Gewässerschutz heraus, dass die Berkel bereits beim Zufluss aus dem Kreis Steinfurt mit über 44 mg/l Nitrat übermäßig belastet ist. Durch Zufluss des mit 36,3 mg/l etwas geringer belasteten Felsbaches sinkt die Belastung der Berkel bis nach Gescher auf 40,9 mg/l. In der Siepe wurde mit 15,8 mg/l der niedrigste Nitratwert im Rahmen dieser Untersuchung gemessen. Dieser Nebenbach fließt hauptsächlich durch das Gebiet der Stadt Gescher und führt daher weniger Nitrat mit sich. Der Nitratwert der Berkel sank geringfügig bis zum Ortseingang Stadtlohn auf 39,6 mg/l. Nun mündet als am stärksten belastete Nebenbach, die Lepping-Welle, mit einem Nitratwert von 60,0 mg/l. Die Belastung in der Berkel steigt wieder an. Im weiteren Verlauf sorgen die angrenzenden Felder dafür, dass sich der Nitratwert weiter erhöht. In Vreden wurde ein Wert von 44,3 mg/l und in Ammeloe von 45,3 mg/l. Die im Rahmen der letztjährigen Untersuchung bestimmten Nitratwerte lagen oft dreifach erhöht, um den nach der Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten Zustand der Berkel zu erreichen.


Flächennutzung im Kreis Borken

Was hat die Landwirtschaft mit der Nitratbelastung zu tun?

In Ackerbauregionen ist das Grundwasser am häufigsten mit zu viel Nitrat belastet. Die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist vor allem durch eine Überdüngung der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen zu erklären. Unsere Auswertungen der Flächenverteilung im Kreis Borken zeigen: Die Landwirtschaft hat hier einen großen Anteil und damit einen erheblichen Einfluss auf die Belastungssituation des Grundwassers in dieser Region.

Mähdrescher auf Getreidefeld bei der Ernte

Landwirtschaft

64,5 % der Fläche im Kreis Borken werden von der Landwirtschaft genutzt.

Eine Straße führt durch ein städtisches Wohngebiet

Siedlung & Verkehr

17,4 % der Fläche im Kreis Borken stehen Siedlung & Verkehr zur Verfügung.

Lichtdurchflutetes Waldstück in Hanglage

Wald

13,9 % der Fläche im Kreis Borken ist mit Wald bedeckt.

Tennisanlage im städtischen Gebiet

Sonstige

4,2 % der Fläche im Kreis Borken stehen Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen zur Verfügung.

Viel Ackerfläche im Kreis Borken

Unter Grünland ist die Nitratauswaschung geringer und muss dringend gefördert werden

Im Kreis Borken bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 79 % aus Ackerflächen. Dort ist die Gefahr der Nitratauswaschung höher als unter Grünland. Das liegt daran, dass Grünland eine ganzjährige ununterbrochene Begrünung der Fläche mit einer intensiven Durchwurzelung aufweist und dadurch das Nitrat aus dem Dünger weniger ausgewaschen wird. Das ist bei Ackerflächen nicht der Fall. Besonders hoch ist die Nitratverlagerung im Winter unter Feldern, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Deshalb müssen dringend Zwischenfrüchte angebaut werden, die bei Regenfällen die Nitratverlagerung ins Grundwasser verhindern. Es darf im Winter keine Felder ohne Bewuchs geben.

Weitläufige karge Ackerfläche in direkter Nähe eines Flusses

Quellen: Regionalatlas Deutschland 2019; Statistisches Landesamt NRW 2020 (Landesdatenbank)


Maisanbau im Kreis Borken

Warum ist es problematisch, wenn Maisanbau dominiert?

Maiskolben in Nahaufnahme in einem Maisfeld

Im Kreis Borken wird auf 42 % der Ackerflächen Mais angebaut. Gerade in der Nähe von Biogasanlagen wird besonders viel Mais produziert. Erfolgt die Ernte nach dem 1. Oktober, sieht man nur noch große Ackerflächen, die ab Winter bis weit ins Frühjahr keinen Bewuchs aufweisen. Selbst in Gegenden mit hohen Nitratbelastungen müssen gemäß aktueller Düngeverordnung dann keine Zwischenfrüchte mehr angebaut werden. Die überschüssigen Nitrate können dadurch nicht von Pflanzen zum Wachstum aufgenommen werden. Die Folge ist eine hohe Nitratauswaschung ins Grundwasser. Biogasanlagen sollten dringend andere Substrate einsetzen, die weit weniger zur Nitratbelastung beitragen.

Quelle: Statistisches Landesamt NRW 2020 (Landesdatenbank)


Massentierhaltung im Kreis Borken

Wertvolles Getreide landet in den Futtertrögen

In Deutschland werden über 4 Millionen Tonnen Weizen, 1,5 Millionen Tonnen Roggen, 2,5 Millionen Tonne Gerste und 2,7 Millionen Tonnen Körnermais allein für Futter von Tieren verbraucht. Das bedeutet, dass viel Ackerland ausschließlich für die Produktion von Tiernahrung und nicht für Lebensmittel zur Verfügung steht. Zusätzlich ist es nötig, Soja als Futtermittel für die Massentierhaltung zu importieren. Es sind also riesige Landflächen nötig, um all das Getreide und Soja als Futter für die große Menge an Tieren zu produzieren. Ein weiteres großes Problem: Bei dieser industriellen Tierhaltung fallen riesige Mengen Gülle an. So viel, dass unsere Böden nicht mehr in der Lage sind, die Güllemassen aufzunehmen.

Schweinemastbetriebe im Kreis Borken

Die Produktion von Schweinefleisch in deutschen Schlachthöfen liegt weit über dem, was die Deutschen tatsächlich selber essen. Denn Deutschland ist Schweineexportland. Der Konsum von Schweinefleisch ist hierzulande deutlich zurückgegangen – immer mehr Menschen ist es wichtig, dass die Tiere artgerecht gehalten wurden. Leider trägt dieses Umdenken nicht zur Reduzierung von Massentierhaltungen bei, solange die Massen an Fleisch weiterhin für den Export produziert werden.

Schweinenase aus einem Käfig guckend

Milchkuhhaltung im Kreis Borken

Hierzulande reduzieren viele Menschen ihren Milchkonsum. Statt Kuhmilch gibt es bereits in jedem Discounter Alternativen wie Hafermilch etc. Doch Molkereien benötigen immer noch große Mengen an Milch, denn der Export von Milchprodukten boomt. Diesen Bedarf kann der Milchbauer nur liefern, wenn er viele Hochleistungskühe hält. Die Milchkühe in der Massentierhaltung stehen nicht auf der Weide. Statt Gras bekommen die Tiere überwiegend Getreide.

Kuh-Euter

Öko-Landbau im Kreis Borken

Gewässerschonende Landwirtschaft muss dringend gefördert werden

Nur 1,8 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Kreis Borken wird ökologisch bewirtschaftet.
Die Nitratbelastung des Grundwassers wird unter ökologisch bewirtschafteten Flächen stark verringert. Der Ökologische Landbau vermindert nach Untersuchungen des Thünen-Institutes (Bundesforschungsanstalt in Braunschweig) die Stickstoffausträge im Mittel um 28 Prozent. Damit tragen ökologisch wirtschaftende Landwirte bereits heute dazu bei, dass den Gewässern weniger Nitrate zu sickern. Es ist wichtiger denn je, eine nachhaltige und gewässerschonende Landwirtschaft zu unterstützen!

Feld mit der Aufschrift "Bio"

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2020


Nitratkarte von Nordrhein-Westfalen

Wie sieht die Nitratbelastung in Nordrhein-Westfalen aus?

Das Ergebnis lässt wenig Anlass zur Freude: Die Kreise mit erhöhten Nitratwerten dominieren immer noch.

Die Karte gibt einen Überblick über die Nitratbelastungen in privat genutzten Brunnen. Die Daten wurden im Rahmen der Untersuchungen des VSR-Gewässerschutz in den Jahren 2018-2023 gewonnen.

Nitratkarte von NRW

Artikel über unsere Arbeit im Kreis Borken

28.07.2023 NRZ Nitrat im Brunnenwasser: Das ist das Ergebnis für Isselburg

13.10.2022 WDR Hohe Nitratwerte bei Brunnen im Kreis Borken

29.11.2022 Radio WMW Gärten in Bocholt und Rhede oft nitratbelastet


Brunnenwasserprobe wird in Röhrchen abgefüllt

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Mann und Mädchen lachen am Tablet

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