Nitratbelastung im Kreis Südliche Weinstraße
Die Ergebnisse unserer Wasser-Analysen aus privat genutzten Brunnen im Raum Herxheim ergaben eine deutliche Nitratbelastung im Grundwasser.
Der VSR-Gewässerschutz stellte bei den Brunnenwasser-Analysen im Kreis Südliche Weinstraße von 2018 bis 2023 fest:
Jede 4. Probe überschreitet den Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 mg/l Nitrat. Grundwasser stellt die Trinkwasservorräte für die nachfolgenden Generationen dar – eine Verringerung der Belastung ist dringend erforderlich. 10,2% der Brunnenwasseruntersuchungen weisen sogar Nitratwerte von über 100 mg/l auf!
Aktuelle Ergebnisse unserer Brunnenwasseranalysen
in Herxheim
Die Brunnenwasserergebnisse vom Termin am 16.09.2024 in Herxheim ergaben, dass in jeder 4. Probe aus den 43 untersuchten privat genutzten Brunnen eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat festzustellen war. Besonders erschreckend war die festgestellte Belastung in je einem Gartenbrunnen in Hayna mit 111 mg/l, in Steinweiler mit 79 mg/l, in Herxheim mit 76 mg/l, in Rohrbach mit 74 mg/l, in Insheim mit 69 mg/l und in Freimersheim mit 64 mg/l. Etwas weniger hoch belastet ist das Grundwasser in Hainfeld mit 54 mg/l Nitrat.
Flächennutzung im Kreis Südliche Weinstraße
Was hat die Landwirtschaft mit der Nitratbelastung zu tun?
In Ackerbauregionen ist das Grundwasser am häufigsten mit zu viel Nitrat belastet. Die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist vor allem durch eine Überdüngung der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen zu erklären. Unsere Auswertungen der Flächenverteilung im Kreis Südliche Weinstraße zeigen: Die Landwirtschaft hat hier einen großen Anteil und damit einen erheblichen Einfluss auf die Belastungssituation des Grundwassers in dieser Region.
Landwirtschaft
41 % der Fläche im Kreis Südliche Weinstraße werden von der Landwirtschaft genutzt.
Siedlung & Verkehr
12,5 % der Fläche im Kreis Südliche Weinstraße stehen Siedlung & Verkehr zur Verfügung.
Wald
44,1 % der Fläche im Kreis Südliche Weinstraße ist mit Wald bedeckt.
Sonstige
2,4 % der Fläche im Kreis Südliche Weinstraße stehen Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen zur Verfügung.
Viel Ackerfläche im Kreis Südliche Weinstraße
Unter Grünland ist die Nitratauswaschung geringer
Im Kreis Südliche Weinstraße bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 47 % aus Rebflächen und zu 42 % aus Ackerflächen. Dort ist die Gefahr der Nitratauswaschung höher als unter Grünland. Das liegt daran, dass Grünland eine ganzjährige ununterbrochene Begrünung der Fläche mit einer intensiven Durchwurzelung aufweist und dadurch das Nitrat aus dem Dünger weniger ausgewaschen wird. Das ist bei Ackerflächen nicht der Fall. Besonders hoch ist die Nitratverlagerung im Winter unter Feldern, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Deshalb müssen dringend Zwischenfrüchte angebaut werden, die bei Regenfällen die Nitratverlagerung ins Grundwasser verhindern. Es darf im Winter keine Felder ohne Bewuchs geben.
Quellen: Regionalatlas Deutschland 2019; Statistisches Landesamt Rheinland Pfalz 2020 (Landesdatenbank)
Mais- und Weizenanbau im Kreis Südliche Weinstraße
Warum ist es problematisch, wenn Mais- und Weizenanbau dominieren?
Im Kreis Südliche Weinstraße wird auf 24 % der Ackerflächen Mais angebaut. Gerade in der Nähe von Biogasanlagen wird besonders viel Mais produziert. Erfolgt die Ernte nach dem 1. Oktober, sieht man nur noch große Ackerflächen, die ab Winter bis weit ins Frühjahr keinen Bewuchs aufweisen. Selbst in Gegenden mit hohen Nitratbelastungen müssen gemäß aktueller Düngeverordnung dann keine Zwischenfrüchte mehr angebaut werden. Die überschüssigen Nitrate können dadurch nicht von Pflanzen zum Wachstum aufgenommen werden. Die Folge ist eine hohe Nitratauswaschung ins Grundwasser. Biogasanlagen sollten dringend andere Substrate einsetzen, die weit weniger zur Nitratbelastung beitragen.
Der Weizen ist eine der wichtigsten Nahrungsnutzpflanzen der Welt. In Deutschland wird viel Backweizen angebaut – alleine im Kreis Südliche Weinstraße auf 36% der Ackerflächen. Aufgrund der dritten Spätdüngung trägt der Backweizen wesentlich zur Nitratbelastung bei. Aber nur 30 % der Produktion wird wirklich für Backzwecke benötigt! Mehr als die Hälfte des Backweizens wird aufgrund zu niedriger Proteinwerte verfüttert. Damit die globale Ernährungssicherung gewährleistet werden kann, muss der Getreideanbau nachhaltiger werden, ohne die Produktivität stark zu reduzieren. Laut zahlreicher Experten könnte dies gelingen, wenn nicht nur der Proteingehalt des Getreides ausschlaggebend wäre.
Quellen: Statistisches Landesamt Rheinland Pfalz 2020 (Landesdatenbank)
Nitratkarte von Rheinland-Pfalz
Wie sieht die Nitratbelastung in Rheinland-Pfalz aus?
Das Ergebnis lässt wenig Anlass zur Freude: Die Kreise mit erhöhten Nitratwerten dominieren immer noch.
Die Karte gibt einen Überblick über die Nitratbelastungen in privat genutzten Brunnen. Die Daten wurden im Rahmen der Untersuchungen des VSR-Gewässerschutz in den Jahren 2018-2023 gewonnen.
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