Nitratbelastung im Kreis Barnim
Die Ergebnisse unserer Wasser-Analysen aus privat genutzten Brunnen im Raum Eberswalde und Bernau ergaben eine deutliche Nitratbelastung im Grundwasser.
Der VSR-Gewässerschutz stellte bei den Brunnenwasser-Analysen im Kreis Barnim von 2018 bis 2023 fest:
Jede 8. Probe überschreitet den Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 mg/l Nitrat. Grundwasser stellt die Trinkwasservorräte für die nachfolgenden Generationen dar – eine Verringerung der Belastung ist dringend erforderlich. 3,4 % der Brunnenwasseruntersuchungen weisen sogar Nitratwerte von über 100 mg/l auf!
Aktuelle Ergebnisse unserer Brunnenwasseranalysen
in Bernau
Die Brunnenwasserergebnisse vom diesjährigen Termin in Bernau ergaben, dass In jeder 9. Probe aus den 60 untersuchten privat genutzten Brunnen eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat festzustellen war. Besonders erschreckend fand war die festgestellte Belastung in je einem Gartenbrunnen in Werneuchen
mit 130 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Eiche mit 99 mg/l, in Ladeburg mit 92 mg/l und in Werneuchen mit 52 mg/l. Besonders erschreckend war die ungewöhnlich hohe Nitratkonzentration in Niebelungen mit 434 mg/l.
Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Bernau erschreckende Nitratbelastungen. 126 Gartenbesitzer hatten im Juni ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben. In 16 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest.Dr. Matthias Ahlbrecht stellte in privaten Gartenbrunnen in Ladeburg 174 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Bernau 65 mg/l, in Schönow 61 mg/l, in Wandlitz 73 mg/l, in Briesenthal 83 mg/l, in Rüdnitz 134 mg/l und in Werneuchen 98 mg/l fest.
Insgesamt wurde das Wasser von 66 privat genutzten Brunnen aus dem Raum Wandlitz – Bernau – Panketal – Ahrensfelde analysiert.
Die Spitzenwerte dieser Aktion:
- Ahrensfelde mit 142 mg/l
- Groß Schönebeck mit 113 mg/l
- Nibelungen mit 96 mg/l
- Birkenhöhe mit 96 mg/l
Flächennutzung im Kreis Barnim
Was hat die Landwirtschaft mit der Nitratbelastung zu tun?
In Ackerbauregionen ist das Grundwasser am häufigsten mit zu viel Nitrat belastet. Die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist vor allem durch eine Überdüngung der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen zu erklären. Unsere Auswertungen der Flächenverteilung im Kreis Barnim zeigen: Die Landwirtschaft hat hier einen großen Anteil und damit einen erheblichen Einfluss auf die Belastungssituation des Grundwassers in dieser Region.
Landwirtschaft
36 % der Fläche im Kreis Barnim werden von der Landwirtschaft genutzt.
Siedlung & Verkehr
11,1 % der Fläche im Kreis Barnim stehen Siedlung & Verkehr zur Verfügung.
Wald
43,2 % der Fläche im Kreis Barnim ist mit Wald bedeckt.
Sonstige
9,7 % der Fläche im Kreis Barnim stehen Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen zur Verfügung.
Viel Ackerfläche im Kreis Barnim
Unter Grünland ist die Nitratauswaschung geringer
Im Kreis Barnim bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 79 % aus Ackerflächen. Dort ist die Gefahr der Nitratauswaschung höher als unter Grünland. Das liegt daran, dass Grünland eine ganzjährige ununterbrochene Begrünung der Fläche mit einer intensiven Durchwurzelung aufweist und dadurch das Nitrat aus dem Dünger weniger ausgewaschen wird. Das ist bei Ackerflächen nicht der Fall. Besonders hoch ist die Nitratverlagerung im Winter unter Feldern, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Deshalb müssen dringend Zwischenfrüchte angebaut werden, die bei Regenfällen die Nitratverlagerung ins Grundwasser verhindern. Es darf im Winter keine Felder ohne Bewuchs geben.
Quellen: Regionalatlas Deutschland 2019; Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2021
Mais- und Weizenanbau im Kreis Barnim
Warum ist es problematisch, wenn Mais- und Weizenanbau dominieren?
Im Kreis Barnim wird auf 16 % der Ackerflächen Mais angebaut. Gerade in der Nähe von Biogasanlagen wird besonders viel Mais produziert. Erfolgt die Ernte nach dem 1. Oktober, sieht man nur noch große Ackerflächen, die ab Winter bis weit ins Frühjahr keinen Bewuchs aufweisen. Selbst in Gegenden mit hohen Nitratbelastungen müssen gemäß aktueller Düngeverordnung dann keine Zwischenfrüchte mehr angebaut werden. Die überschüssigen Nitrate können dadurch nicht von Pflanzen zum Wachstum aufgenommen werden. Die Folge ist eine hohe Nitratauswaschung ins Grundwasser. Biogasanlagen sollten dringend andere Substrate einsetzen, die weit weniger zur Nitratbelastung beitragen.
Der Weizen ist eine der wichtigsten Nahrungsnutzpflanzen der Welt. In Deutschland wird viel Backweizen angebaut – alleine im Kreis Barnim auf 14% der Ackerflächen. Aufgrund der dritten Spätdüngung trägt der Backweizen wesentlich zur Nitratbelastung bei. Aber nur 30 % der Produktion wird wirklich für Backzwecke benötigt! Mehr als die Hälfte des Backweizens wird aufgrund zu niedriger Proteinwerte verfüttert. Damit die globale Ernährungssicherung gewährleistet werden kann, muss der Getreideanbau nachhaltiger werden, ohne die Produktivität stark zu reduzieren. Laut zahlreicher Experten könnte dies gelingen, wenn nicht nur der Proteingehalt des Getreides ausschlaggebend wäre.
Quellen: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2021
Öko-Landbau im Kreis Barnim
Gewässerschonende Landwirtschaft muss dringend gefördert werden
Nur 20,6 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Kreis Barnim wird ökologisch bewirtschaftet.
Die Nitratbelastung des Grundwassers wird unter ökologisch bewirtschafteten Flächen stark verringert. Der Ökologische Landbau vermindert nach Untersuchungen des Thünen-Institutes (Bundesforschungsanstalt in Braunschweig) die Stickstoffausträge im Mittel um 28 Prozent. Damit tragen ökologisch wirtschaftende Landwirte bereits heute dazu bei, dass den Gewässern weniger Nitrate zu sickern. Es ist wichtiger denn je, eine nachhaltige und gewässerschonende Landwirtschaft zu unterstützen!
Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2020
Nitratkarte von Brandenburg & Berlin
Wie sieht die Nitratbelastung in Brandenburg & Berlin aus?
Das Ergebnis lässt wenig Anlass zur Freude: Die Kreise mit erhöhten Nitratwerten dominieren immer noch.
Die Karte gibt einen Überblick über die Nitratbelastungen in privat genutzten Brunnen. Die Daten wurden im Rahmen der Untersuchungen des VSR-Gewässerschutz in den Jahren 2018-2023 gewonnen.
Artikel über unsere Arbeit im Kreis Barnim
07.07.2022 Bernau Live Brunnen-Wasserproben ergaben teils hohe Nitratbelastung in und um Bernau
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