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Trecker mit Maislegegerät auf einem Feld

Nitratbelastung im Wetteraukreis

Die Nitratbelastung im Grundwasser sinkt trotz vieler Auflagen zur Düngemenge und Düngezeitpunkt nicht so wie gehofft. Das stellte der VSR-Gewässerschutz bei der Auswertung der 267 abgegebenen Brunnenwasserproben im Raum Butzbach, Bad Vilbel und Büdingen fest. Das nitratbelastete Grundwasser sickert den Bächen und Flüssen zu. Hohe Nitratbelastungen gefährden die Artenvielfalt!


Brunnenwasseranalyse im Wetteraukreis

Leider wird unser Labormobil dieses Jahr nicht zu Ihnen in den Kreis kommen.

Sie können uns aber Ihrer Wasserprobe von März bis November mit der Post zusenden.

Der VSR-Gewässerschutz rät dazu, kostbares Leitungswasser zu sparen und Brunnenwasser im Garten zu nutzen. Am Labormobil gibt es viele interessante Informationen zur Brunnenwassernutzung. Das Team vom VSR-Gewässerschutz steht Ihnen dort für Fragen bezüglich der Grundwasserbelastung im Wetteraukreis zur Verfügung. An diesem Termin können Sie gerne Ihr Brunnenwasser zur Untersuchung mitbringen, um Klarheit zu bekommen, für welche Nutzungen sich das Wasser eignet.


Nitratauswertung von Gartenbrunnen

Der VSR-Gewässerschutz ist mit dem mobilen Labor im Einsatz und führt Analysen von Brunnenwasser durch. Dadurch konnte die gemeinnützige Organisation die Nitratmesswerte aus zahlreichen Gartenbrunnen auswerten. Es zeigt sich, dass im Wetteraukreis häufig der Grenzwert der Nitratrichtlinie von 50 mg/l überschritten wird. Diese Richtlinie wurde bereits 1991 eingeführt, um die Gewässer vor den negativen Auswirkungen der Landwirtschaft zu bewahren. Der VSR-Gewässerschutz setzt sich dafür
ein, dass sich die Nitratbelastung im Grundwasser endlich deutlich verringert.

Bereits in den vergangenen Jahren waren wir im Kreis unterwegs. Auch dort hielten wir in verschiedenen Städten um Untersuchungen durchzuführen.

Ergebnisse unserer Brunnenwasseranalysen in Butzbach

Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Butzbach erschreckende Nitratbelastungen. 100 Gartenbesitzer hatten im Juli ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben. In 37 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest. Dipl.-Phys. Harald Gülzow fand in privaten Gartenbrunnen in Hoch-Weisel 246 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Fauerbach 123 mg/l, in Ostheim 119 mg/l, in Nieder-Weisel 98 mg/l, in Pohl-Gons 98 mg/l, in Kirch-Göns 104 mg/l, in Oppershofen 240 mg/l, in Geisenheim 66 mg/l und in Beienheim 123 mg/l.

Nitratdiagramm von der Aktion in Butzbach

Nitratmesswerte im Wetteraukreis überschreiten Grenzwert

Auswertung der Nitratergebnisse in privaten Brunnen im Wetteraukreis aus den Jahren 2019 bis 2024

Der VSR-Gewässerschutz stellte bei den Brunnenwasser-Analysen im Wetteraukreis von 2019 bis 2024 fest: 34,9 % der Brunnenwasserproben im Wetteraukreis überschreiten erschreckenderweise den Grenzwert der Nitratrichtlinie von 50 mg/l Nitrat. Besonders schockierend ist, dass 7,9 % der Brunnen sogar über 100 mg/l Nitrat liegen. Bei der Überschreitung des Grenzwertes ist das Wasser nicht mehr als Trinkwasser geeignet. Es ist ein alarmierendes Zeichen für die zukünftige Wasserversorgung für nachfolgende Generationen. Auch ökologisch stellen so hohe Nitratbelastungen ein großes Problem für die Artenvielfalt dar, da das Grundwasser den Bächen und Flüssen zusickert.

Bei 27,9 % der Brunnen lag die Nitratkonzentrationen zwischen 25 und 50 mg/l. Hier wird der Grenzwert der Nitratrichtlinie eingehalten. Allerdings stellt so eine Belastung im Grundwasser immer noch ein Problem für Artenvielfalt beim Zusickern in die Bäche und Seen dar. 17,2 % der Wasserproben wiesen eine Nitratbelastung von 10 mg/l bis 25 mg/l auf. Hier liegt zwar eine geringe Nitratbelastung vor, die aber ökologisch und für das Trinkwasser keine Gefahr darstellt. Besonders erfreulich war, dass
20,0 % der untersuchten Wasserproben im Wetteraukreis unter 10 mg/l liegen. Allerdings sehen wir, dass diese niedrigen Messwerte zum Teil auf einen guten Nitratabbau im Grundwasser beruhen.

Studie bestätigt Ursache der Nitrateinträge in das Grundwasser in der Wetterau

Zwei Männer vor einem Mähdrescher auf einem Feld

Nach einer Studie des vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz und Landwirtschaft in Auftrag gegebenen Studie von 2021 kommt im Raum Wetterau 93 % der Stickstofffracht im Grundwasser aus landwirtschaftlichen Flächen. Nur 7 % gelangen durch nicht agrarbedingte Quellen ins Grundwasser. Dies bestätigt die Aussage vom VSR-Gewässerschutz. Wenn man die Nitratbelastung im Grundwasser reduzieren will, muss man dringend die Stickstoffeinträge durch die Landwirtschaft verringern.

Quelle: Studie (Z. III 7 – 79d 16.11.02)

Nitratbelastetes Brunnenwasser schränkt die Nutzung im Garten ein

Der VSR-Gewässerschutz setzt sich dafür ein die Nitratbelastung zu verringern damit Sie das Brunnenwasser in Zukunft ohne Einschränkungen nutzen können. Mit einer Brunnenwasseranalyse beim VSR-Gewässerschutz erhalten Sie Informationen darüber, inwieweit ihr nitrathaltiges Brunnenwasser für das Gießen von Gemüse, das Befüllen von Planschbecken, das Füllen von Teichen oder sogar für den Trinkbedarf geeignet ist. Informationen darüber, warum das Wasser aufgrund einer erhöhten Nitratbelastung für bestimmte Anwendungen nicht geeignet ist, finden Sie hier:

Stickstoffbelastung in den Bächen und Flüssen im Wetteraukreis

Unter dem Motto „Meeresschutz beginnt in unseren Bächen“ führte der VSR-Gewässerschutz eine Messfahrt im Kreis durch. Die Nordsee leidet unter einer zu hohen Stickstoffbelastung. Eine entscheidende Ursache für diese Belastung sind die Flüsse, die mit erhöhten Stickstoffwerten in die Nordsee münden. Um diesem bedenklichen Trend entgegenzuwirken, wurde in der Oberflächengewässerverordnung ein Zielwert von 2,8 mg/l Gesamtstickstoff für die in die Nordsee mündenden Flüsse festgelegt. Jeder noch so kleine belastete Bach trägt dazu bei, dass die Flüsse, die in die Nordsee münden, eine zu hohe Stickstoffkonzentration aufweisen.

Matthias Ahlbrecht und Arno Mittelmeyer nehmen eine Probe an einem Fluss

Die Analyse der Messfahrt im Januar 2024 im Wetteraukreis verdeutlicht, dass Bäche, die stark von der intensiven Landwirtschaft beeinflusst werden, erheblich mit Stickstoff kontaminiert sind. Im Fauerbach in Ober-Mörlen wurden beispielsweise 6,8 mg/l Gesamtstickstoff festgestellt, während die Wetter in Niddatal mit 5,9 mg/l und die Usa in Friedberg mit 5,0 mg/l ebenfalls hohe Werte aufwiesen. Der Laisbach in Dauernheim zeigte eine signifikante Belastung von 4,0 mg/l, gefolgt von der Nidda in Bad Vilbel mit 3,9 mg/l, dem Erlenbach in Massenheim mit 3,9 mg/l und dem Seemenbach in Düdelsheim mit 3,8 mg/l. Etwas niedrigere Werte wurden im Bleichenbach in Glauburg mit 3,5 mg/l Gesamtstickstoff und der Nidder in Gronau mit 3,1 mg/l gemessen.

Diagramm des Gesamststickstoff im Wetteraukreis

Gewässerschutz mit der Landwirtschaft

In der intensiven Landwirtschaft ist das Risiko von Nitratauswaschungen ins Grundwasser hoch. Daher ist es nötig, dass möglichst viele Landwirte sich zum Ziel setzen noch mehr für eine nachhaltige Landwirtschaft zu tun. Gewässerschutz kann nur gemeinsam mit der Landwirtschaft erfolgreich sein.

Agroforst im Wetteraukreis

Ein Feld mit großem Baumstreifen

Wir fordern noch mehr Unterstützung für das Anlegen von Baumstreifen auf den Feldern. Diese Agroforstsysteme führen nachweislich zu einer erheblichen Senkung der Nitratbelastung ohne den Ertrag auf dem Acker zu verringern. Im Kreis dominieren Felder ohne Bäume.Das war nicht immer so, erst im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft verschwanden die Bäume. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden. Im Gegensatz dazu können Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen.

Öko-Landbau im Wetteraukreis

Nur 9,8 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Wetteraukreis wird ökologisch bewirtschaftet.
Die Nitratbelastung des Grundwassers wird unter ökologisch bewirtschafteten Flächen stark verringert. Der Ökologische Landbau vermindert nach Untersuchungen des Thünen-Institutes (Bundesforschungsanstalt in Braunschweig) die Stickstoffausträge im Mittel um 28 Prozent. Damit tragen ökologisch wirtschaftende Landwirte bereits heute dazu bei, dass den Gewässern weniger Nitrate zu sickern. Es ist wichtiger denn je, eine nachhaltige und gewässerschonende Landwirtschaft zu unterstützen!

Feld mit der Aufschrift "Bio"

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2020


Intensive Landwirtschaft im Wetteraukreis

In Ackerbauregionen ist das Grundwasser am häufigsten mit zu viel Nitrat belastet. Die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist vor allem durch eine Überdüngung der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen zu erklären. Unsere Auswertungen der Flächenverteilung im Wetteraukreis zeigen: Die Landwirtschaft hat hier einen großen Anteil und damit einen erheblichen Einfluss auf die Belastungssituation des Grundwassers in dieser Region.

Mähdrescher auf Getreidefeld bei der Ernte

Landwirtschaft

53 % der Fläche im Wetteraukreis werden von der Landwirtschaft genutzt.

Eine Straße führt durch ein städtisches Wohngebiet

Siedlung & Verkehr

16,1 % der Fläche im Wetteraukreis stehen Siedlung & Verkehr zur Verfügung.

Lichtdurchflutetes Waldstück in Hanglage

Wald

28,8 % der Fläche im Wetteraukreis ist mit Wald bedeckt.

Tennisanlage im städtischen Gebiet

Sonstige

2,1 % der Fläche im Wetteraukreis stehen Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen zur Verfügung.

Landwirtschaft mit viel Ackerfläche im Wetteraukreis

Im Wetteraukreis bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 73 % aus Ackerflächen. Dort ist die Gefahr der Nitratauswaschung höher als unter Grünland. Das liegt daran, dass Grünland eine ganzjährige ununterbrochene Begrünung der Fläche mit einer intensiven Durchwurzelung aufweist und dadurch das Nitrat aus dem Dünger weniger ausgewaschen wird. Das ist bei Ackerflächen nicht der Fall. Besonders hoch ist die Nitratverlagerung im Winter unter Feldern, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Deshalb müssen dringend Zwischenfrüchte angebaut werden, die bei Regenfällen die Nitratverlagerung ins Grundwasser verhindern. Es darf im Winter keine Felder ohne Bewuchs geben.

Weitläufige karge Ackerfläche in direkter Nähe eines Flusses

Quellen: Regionalatlas Deutschland 2019; Statistisches Landesamt 2020 (Landesdatenbank)


Mais- und Weizenanbau im Wetteraukreis

Warum ist es problematisch, wenn Mais- und Weizenanbau dominieren?

Maiskolben in Nahaufnahme in einem Maisfeld

Im Wetteraukreis wird auf 12 % der Ackerflächen Mais angebaut. Gerade in der Nähe von Biogasanlagen wird besonders viel Mais produziert. Auf den abgeernteten Maisfeldern ohne Bewuchs kommt es zu einer erhöhten Nitratauswaschung, weil der nach der Ernte noch verbliebene Stickstoff durch Regenfälle schnell ins Grundwasser ausgewaschen wird. Der VSR-Gewässerschutz fordert, dass nach der Maisernte Pflanzen den Boden bedecken müssen. Dies ist möglich durch die Aussaat einer Zwischenfrucht nach der Ernte oder einer Untersaat bei der Maissaat. Beides verhindert die Auswaschung der Nitrate im Winter.

Großflächiges Weizenfeld

In Deutschland wird viel Backweizen angebaut – alleine im Wetteraukreis auf 42 % der Ackerflächen. Aufgrund der dritten Spätdüngung trägt der Backweizen wesentlich zur Nitratbelastung bei. Aber nur 30 % der Produktion wird wirklich für Backzwecke benötigt! Mehr als die Hälfte des Backweizens wird aufgrund zu niedriger Proteinwerte verfüttert. Damit die globale Ernährungssicherung gewährleistet werden kann, muss der Getreideanbau nachhaltiger werden, ohne die Produktivität stark zu reduzieren. Laut zahlreicher Experten könnte dies gelingen, wenn nicht nur der Proteingehalt des Getreides ausschlaggebend wäre.

Quelle: Statistisches Landesamt 2020 (Landesdatenbank)


Weitere Ergebnisse aus dem Wetteraukreis


Nitratkarte von Hessen

Wie sieht die Nitratbelastung in Hessen aus?

Das Ergebnis lässt wenig Anlass zur Freude: Die Kreise mit erhöhten Nitratwerten dominieren immer noch.

Die Karte gibt einen Überblick über die Nitratbelastungen in privat genutzten Brunnen. Die Daten wurden im Rahmen der Untersuchungen des VSR-Gewässerschutz in den Jahren 2019-2024 gewonnen.

Nitratkarte von Hessen
Brunnenwasserprobe wird in Röhrchen abgefüllt

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Mann und Mädchen lachen am Tablet

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