
Nitratbelastung im Kreis Nordwestmecklenburg
Die Ergebnisse unserer Wasser-Analysen aus privat genutzten Brunnen bei den Aktionen in Wismar ergaben eine deutliche Nitratbelastung im Grundwasser.
Der VSR-Gewässerschutz stellte bei den Brunnenwasser-Analysen
im Kreis Nordwestmecklenburg in den letzten 5 Jahren fest:
Jede 7. Probe überschreitet den Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 mg/l Nitrat.
Grundwasser stellt die Trinkwasservorräte für die nachfolgenden Generationen dar – eine Verringerung der Belastung ist dringend erforderlich. 3 % der Brunnenwasseruntersuchungen weisen sogar Nitratwerte von über 100 mg/l auf!
Ergebnisse unserer aktuellen Brunnenwasseranalysen in Wismar
Viele Bürger kamen am 27. Juli 2022 an den Informationsstand des VSR-Gewässerschutzes in Wismar, um ihr Brunnenwasser untersuchen zu lassen.

Insgesamt wurde das Wasser von 20 privat genutzten Brunnen aus dem Raum Wismar – Neukloster analysiert. Dipl.-Phys. Harald Gülzow und Bundesfreiwilliger Dr. Matthias Ahlbrecht fanden bei den Untersuchungen 245 Milligramm Nitrat pro Liter in einem privat genutzten Brunnen in Sellin. Weitere mit Nitraten stark verschmutzte Brunnen stellten die Umweltschützer in Neuburg mit 145 Milligramm pro Liter (mg/l), in Kalsow mit 93 mg/l und in Neukloster mit 101 mg/l fest.
Bürger*innen, die unsere Brunnenwasseranalyse-Aktion in Wismar verpasst haben, aber dennoch an einer Untersuchung interessiert sind, können uns Ihr Probenwasser einfach per Post bis Ende September in die Geschäftsstelle senden.
Nitratkarte von Mecklenburg-Vorpommern
Das Ergebnis lässt wenig Anlass zur Freude: Die Flächen mit erhöhten Nitratgehalten dominieren immer noch.
Die Karte gibt einen Überblick über die Nitratbelastungen in privat genutzten Brunnen. Die Daten wurden im Rahmen der Untersuchungen des VSR-Gewässerschutz in den Jahren 2017-2021 gewonnen.

Ursachen der Nitratbelastung
Die Landwirtschaft nimmt im Kreis Nordwestmecklenburg eine große Fläche ein. Die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist vor allem durch eine Überdüngung der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen zu erklären.

70,8 % Landwirtschaft
Ein hoher Anteil an landwirtschaftlichen Flächen führt zu einer starken Nitratbelastung.

9,5 % Siedlung & Verkehr
Je höher der Anteil der bebauten Flächen ist, umso geringer sind die Nitratbelastungen.

12,6 % Wald
Unter Wald kommt es in der Regel zu geringeren Nitratauswaschungen.

7,1 % Sonstige
Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen – hier findet kein auffälliger Nitrateintrag statt.
Quelle für Flächenanteile: Regionatlas Deutschland 2019
Viel Ackerfläche – wenig Grünland
Im Kreis Nordwestmecklenburg bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 88 % aus Ackerflächen. Dort ist die Gefahr der Nitratauswaschung höher als unter Grünland. Das liegt daran, dass Grünland eine ganzjährige ununterbrochene Begrünung der Fläche mit einer intensiven Durchwurzelung aufweist und dadurch das Nitrat aus dem Dünger weniger ausgewaschen wird. Das ist bei Ackerflächen nicht der Fall. Besonders hoch ist die Nitratverlagerung im Winter unter Feldern, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Deshalb müssen dringend Zwischenfrüchte angebaut werden, die bei Regenfällen die Nitratverlagerung ins Grundwasser verhindern. Es darf im Winter keine Felder ohne Bewuchs geben.

Auf der landwirtschaftlichen Fläche im Kreis Nordwestmecklenburg dominiert der Weizenanbau
Der Weizen ist eine der wichtigsten Nahrungsnutzpflanzen der Welt. Im Kreis Nordwestmecklenburg wächst dieses Getreide auf 41 % der Ackerfläche. Es wird viel Backweizen angebaut, doch leider trägt dieser durch die dritte Spätdüngung wesentlich zur Nitratbelastung bei. Aber nur 30% der Produktion dieses backfähigen Weizens wird wirklich für Backzwecke benötigt! Mehr als die Hälfte des Backweizens wird aufgrund zu niedriger Proteinwerte verfüttert. Damit die globale Ernährungssicherung gewährleistet werden kann, muss der Getreideanbau nachhaltiger werden ohne die Produktivität stark zu reduzieren. Laut zahlreicher Experten könnten dies gelingen, wenn nicht nur der Proteingehalt des Getreides ausschlaggebend wäre.

Quelle für Flächenanteile: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern 2016 & 2019
Öko-Landbau im Kreis Nordwestmecklenburg
Nur 5,4 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Kreis Nordwestmecklenburg wird ökologisch bewirtschaftet.
Die Nitratbelastung des Grundwassers wird unter ökologisch bewirtschafteten Flächen stark verringert. Der Ökologische Landbau vermindert nach Untersuchungen des Thünen-Institutes (Bundesforschungsanstalt in Braunschweig) die Stickstoffausträge im Mittel um 28 Prozent. Damit tragen ökologisch wirtschaftende Landwirte bereits heute dazu bei, dass den Gewässern weniger Nitrate zu sickern. Es ist wichtiger denn je, eine nachhaltige und gewässerschonende Landwirtschaft zu unterstützen!

Quelle für Flächenanteile: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2020
Stoppt das Artensterben in nitratbelasteten Bächen und Flüssen!
Nitratbelastetes Grundwasser sickert den Bächen und Flüssen zu. Der hohe Nährstoffeintrag führt zu einer Eutrophierung der Gewässer. Dadurch hat sich die Artenvielfalt in den Gewässern bereits dramatisch verringert. Nach dem Nitratbericht 2020 des Umweltbundesamtes gelangen heutzutage 75 Prozent der Stickstoffbelastungen alleine von landwirtschaftlichen Flächen in die Oberflächengewässer. Die Nitratbelastung muss dringend verringert werden – nur so können wir den Lebensraum vieler bedrohter Arten erhalten!


Wie können Sie Ihr Brunnenwasser nutzen? Lassen Sie das Wasser bei uns testen – Sie erhalten ein ausführliches Gutachten von uns.

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