Nitratbelastung im Kreis Heinsberg
Die Ergebnisse unserer Wasser-Analysen aus privat genutzten Brunnen im Raum Heinsberg, Wegberg, Wassenberg, Geilenkirchen und Selfkant-Tüddern ergaben eine deutliche Nitratbelastung im Grundwasser.
Der VSR-Gewässerschutz stellte bei den Brunnenwasser-Analysen im Kreis Heinsberg von 2018 bis 2023 fest:
Jede 2. Probe überschreitet den Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 mg/l Nitrat. Grundwasser stellt die Trinkwasservorräte für die nachfolgenden Generationen dar – eine Verringerung der Belastung ist dringend erforderlich. 20,4 % der Brunnenwasseruntersuchungen weisen sogar Nitratwerte von über 100 mg/l auf!
Aktuelle Ergebnisse unserer Brunnenwasseranalysen
in Heinsberg, Geilenkirchen und Wegberg
Die Brunnenwasserergebnisse vom Termin am 29.07.2024 in Heinsberg ergaben, dass In 75 Prozent der aus den 28 untersuchten privat genutzten Brunnen eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat festzustellen war. Besonders erschreckend war die festgestellte Belastung in je einem Gartenbrunnen in Eschweiler mit 169 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Haaren mit 165 mg/l, in Dremmen mit 159 mg/l, in Kirchhoven mit 151 mg/l, in Straeten mit 141 mg/l, in Effeld mit 136 mg/l in Golkrath mit 106 mg/l, in Porselen mit 95 mg/l und in Heinsberg mit 69 mg/l.
Am 03.06.2024 wurden von uns 12 Proben untersucht. Die Brunnenwasserergebnisse vom diesjährigen Termin in Geilenkirchen ergaben, dass in jeder 2. Probe aus den privat genutzten Brunnen eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat festzustellen war. Besonders erschreckend sind die festgestellten Belastungen in je einem Gartenbrunnen in Birgden mit 139 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Randerrath mit 129 mg/l, in Braunsrath mit 94 mg/l und in Breberen mit 70 mg/l.Etwas weniger hoch belastet ist das Wasser in Aphoven mit 59 mg/l Nitrat im Grundwasser.
Die Brunnenwasserergebnisse vom diesjährigen Termin am 16. April in Wegberg ergaben, dass in jeder 3. Probe von 61 untersuchten Wasserproben aus den privat genutzten Brunnen eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat festzustellen war. Besonders erschreckend sind die festgestellten Belastungen in je einem Gartenbrunnen in Merbeck mit 156 mg/l Nitrat, in Wegberg mit 136 mg/l, in Gerderhahn mit 118 mg/l, in Arsbeck mit 102 mg/l, in Pongs mit 99 mg/l, in Schwanenberg mit 84 mg/l, in Brachelen mit 76 mg/l und in Klinkum mit 74 mg/l. Etwas weniger hoch belastet ist das Wasser in Hückelhoven mit 64 mg/l Nitrat und in Harbeck mit 54 mg/l im Grundwasser.
Nitratbelastungen in Flüssen und Bächen im Kreis Heinsberg
Nachdem der Eintrag aus Abwassereinleitungen durch den Ausbau von Klärananlagen stark verringert wurde, liegt die Ursache der Nitratbelastung in den Flüssen und Bächen im Kreis Heinsberg vorallem beim zusickernde Grundwasser und dem Niederschlag, der als Oberflächenabfluss den Gewässern zufließt. Der erhöhte Nährstoffeintrag in die Gewässer führt zur Eutrophierung. Das stellt eine Bedrohung für die Artenvielfalt dar. Der VSR-Gewässerschutz fordert eine Verringerung der Nitratbelastung im Grundwasser. Außerdem braucht es Gewässerrandstreifen die erfolgreich die Nährstoffe zurückhalten können.
Flächennutzung im Kreis Heinsberg
Was hat die Landwirtschaft mit der Nitratbelastung zu tun?
In Ackerbauregionen ist das Grundwasser am häufigsten mit zu viel Nitrat belastet. Die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist vor allem durch eine Überdüngung der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen zu erklären. Unsere Auswertungen der Flächenverteilung im Kreis Heinsberg zeigen: Die Landwirtschaft hat hier einen großen Anteil und damit einen erheblichen Einfluss auf die Belastungssituation des Grundwassers in dieser Region.
Landwirtschaft
61,4 % der Fläche im Kreis Heinsberg werden von der Landwirtschaft genutzt.
Siedlung & Verkehr
25,3 % der Fläche im Kreis Heinsberg stehen Siedlung & Verkehr zur Verfügung.
Wald
10,9 % der Fläche im Kreis Heinsberg ist mit Wald bedeckt.
Sonstige
2,4 % der Fläche im Kreis Heinsberg stehen Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen zur Verfügung.
Viel Ackerfläche im Kreis Heinsberg
Unter Grünland ist die Nitratauswaschung geringer und muss dringend gefördert werden
Im Kreis Heinsberg bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 83 % aus Ackerflächen. Dort ist die Gefahr der Nitratauswaschung höher als unter Grünland. Das liegt daran, dass Grünland eine ganzjährige ununterbrochene Begrünung der Fläche mit einer intensiven Durchwurzelung aufweist und dadurch das Nitrat aus dem Dünger weniger ausgewaschen wird. Das ist bei Ackerflächen nicht der Fall. Besonders hoch ist die Nitratverlagerung im Winter unter Feldern, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Deshalb müssen dringend Zwischenfrüchte angebaut werden, die bei Regenfällen die Nitratverlagerung ins Grundwasser verhindern. Es darf im Winter keine Felder ohne Bewuchs geben.
Quellen: Regionalatlas Deutschland 2019; Statistisches Landesamt NRW 2020 (Landesdatenbank)
Mais- und Weizenanbau im Kreis Heinsberg
Warum ist es problematisch, wenn Mais- und Weizenanbau dominieren?
Im Kreis Heinsberg wird auf 17 % der Ackerflächen Mais angebaut. Gerade in der Nähe von Biogasanlagen wird besonders viel Mais produziert. Erfolgt die Ernte nach dem 1. Oktober, sieht man nur noch große Ackerflächen, die ab Winter bis weit ins Frühjahr keinen Bewuchs aufweisen. Selbst in Gegenden mit hohen Nitratbelastungen müssen gemäß aktueller Düngeverordnung dann keine Zwischenfrüchte mehr angebaut werden. Die überschüssigen Nitrate können dadurch nicht von Pflanzen zum Wachstum aufgenommen werden. Die Folge ist eine hohe Nitratauswaschung ins Grundwasser. Biogasanlagen sollten dringend andere Substrate einsetzen, die weit weniger zur Nitratbelastung beitragen.
Der Weizen ist eine der wichtigsten Nahrungsnutzpflanzen der Welt. In Deutschland wird viel Backweizen angebaut – alleine im Kreis Heinsberg auf 30 % der Ackerflächen. Aufgrund der dritten Spätdüngung trägt der Backweizen wesentlich zur Nitratbelastung bei. Aber nur 30 % der Produktion wird wirklich für Backzwecke benötigt! Mehr als die Hälfte des Backweizens wird aufgrund zu niedriger Proteinwerte verfüttert. Damit die globale Ernährungssicherung gewährleistet werden kann, muss der Getreideanbau nachhaltiger werden, ohne die Produktivität stark zu reduzieren. Laut zahlreicher Experten könnte dies gelingen, wenn nicht nur der Proteingehalt des Getreides ausschlaggebend wäre.
Quelle: Statistisches Landesamt NRW 2020 (Landesdatenbank)
Öko-Landbau im Kreis Heinsberg
Gewässerschonende Landwirtschaft muss dringend gefördert werden
Nur 0,7 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Kreis Heinsberg wird ökologisch bewirtschaftet.
Die Nitratbelastung des Grundwassers wird unter ökologisch bewirtschafteten Flächen stark verringert. Der Ökologische Landbau vermindert nach Untersuchungen des Thünen-Institutes (Bundesforschungsanstalt in Braunschweig) die Stickstoffausträge im Mittel um 28 Prozent. Damit tragen ökologisch wirtschaftende Landwirte bereits heute dazu bei, dass den Gewässern weniger Nitrate zu sickern. Es ist wichtiger denn je, eine nachhaltige und gewässerschonende Landwirtschaft zu unterstützen!
Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2020
Nitratkarte von Nordrhein-Westfalen
Wie sieht die Nitratbelastung in Nordrhein-Westfalen aus?
Das Ergebnis lässt wenig Anlass zur Freude: Die Kreise mit erhöhten Nitratwerten dominieren immer noch.
Die Karte gibt einen Überblick über die Nitratbelastungen in privat genutzten Brunnen. Die Daten wurden im Rahmen der Untersuchungen des VSR-Gewässerschutz in den Jahren 2018-2023 gewonnen.
Artikel über unsere Arbeit im Kreis Heinsberg
22.08.2023 Heinsberg Magazin Nitrat im Brunnenwasser: VSR-Gewässerschutz stellt Ergebnisse vor
01.09.2022 Heinsberg Magazin VSR-Gewässerschutz stellt hohe Nitratbelastung im Kreis Heinsberg fest: Weizenanbau muss nachhaltiger werden
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