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Trecker mit Maislegegerät auf einem Feld

Nitratbelastung im Kreis Kleve

Die Ergebnisse unserer Wasser-Analysen aus privat genutzten Brunnen im Raum Kleve, Kalkar, Kranenburg, Geldern, Kevelaer, Straelen, Weeze, Goch und Wachtendonk ergaben eine deutliche Nitratbelastung im Grundwasser.

Der VSR-Gewässerschutz stellte bei den Brunnenwasser-Analysen im Kreis Kleve von 2018 bis 2023 fest:
Jede 4. Probe überschreitet den Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 mg/l Nitrat. Grundwasser stellt die Trinkwasservorräte für die nachfolgenden Generationen dar – eine Verringerung der Belastung ist dringend erforderlich. 8,4 % der Brunnenwasseruntersuchungen weisen sogar Nitratwerte von über 100 mg/l auf!


Aktuelle Ergebnisse unserer Brunnenwasseranalysen
in Kleve, Goch und Kevelaer

Nitratdiagramm von der Aktion in Kleve

Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Kleve erschreckende Nitratbelastungen. 60 Gartenbesitzer hatten ihr Brunnenwasser im September am Labormobil abgegeben. In 14 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest.Milan Toups stellte in privaten Gartenbrunnen in Emmericher Eyland 157 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Till 141 mg/l, in Kalkar 88 mg/l, in Keppeln 96 mg/l, in Hasselt 85 mg/l, in Kellen 67 mg/l, in Nütterden 69 mg/l, in Kessel 95 mg/l und in Pfalzdorf 142 mg/l fest.

Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Goch erschreckende Nitratbelastungen. 73 Gartenbesitzer hatten ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben. In 47 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest. Dipl.-Phys. Harald Gülzow stellte in privaten Gartenbrunnen in Pfalzdorf 133 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat, in Nierswalde 107 mg/l, in Kessel 106 mg/l, in Hassum 99 mg/l, in Asperden 81 mg/l, in Kalbeck 110 mg/l, in Keppeln 88 mg/ und in Broekhuysen 110 mg/l fest.

NItratdiagram von der aktion in Kevelaer

Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Kevelaer hohe Nitratbelastungen. 113 Gartenbesitzer hatten im Juni ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegebenIn 29 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest.Milan Toups stellte in privaten Gartenbrunnen in Kevelaer 150 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Goch 85 mg/l, in Uedem 72 mg/l, in Weeze 52 mg/l, in Kervendonk 72 mg/l, in Wetten 75 mg/l, in Winnekendonk 114 mg/l und in Twisteden 57 mg/l fest.


Nitratbelastungen in Flüssen und Bächen im Kreis Kleve

Nachdem der Eintrag aus Abwassereinleitungen durch den Ausbau von Klärananlagen stark verringert wurde, liegt die Ursache der Nitratbelastung in den Flüssen und Bächen im Kreis Kleve vorallem beim zusickernde Grundwasser und dem Niederschlag, der als Oberflächenabfluss den Gewässern zufließt. Der erhöhte Nährstoffeintrag in die Gewässer führt zur Eutrophierung. Das stellt eine Bedrohung für die Artenvielfalt dar. Der VSR-Gewässerschutz fordert eine Verringerung der Nitratbelastung im Grundwasser. Außerdem braucht es Gewässerrandstreifen die erfolgreich die Nährstoffe zurückhalten können.

Der VSR-Gewässerschutz entnimmt eine Probe an einem Fluss.

Der VSR-Gewässerschutz führte im April 2018 an der Niers eine Messfahrt von Mönchengladbach bis zur Mündung in die Maas durch. Schon mit 13,7 mg/l Nitrat erreicht dieser kleine Fluss den Kreis Kleve. Nach dem Zufluss der Nette in Wachtendonk mit 18,3 mg/l steigt in der Niers die Belastung in Straelen auf 17,2 mg/l Nitrat an. In Geldern stellten die Gewässerschützer dann bereits eine Nitratkonzentration von 17,7 mg/l fest. Bis Weeze bleibt diese Belastung nun in der gleichen Höhe. Auffallend ist der extreme Anstieg von Weeze bis Goch auf 21,6 mg/l Nitrat. Besonders viel Nitrat hat in dem Bereich die Kervenheimer Mühlenfleuth mit 28,2 mg/l. In Kessel fanden die Gewässerschützer in der Niers bereits 24,6 mg/l und in Ottersum 26,7 mg/l Nitrat. Vor dieser Messtelle fließt die mit 50,7 mg/l belastete Kendel zu. Im weiteren Verlauf in den Niederlanden kommt es bis zur Mündung in die Maas zu keinem weiteren Anstieg der Nitratkonzentration. Von der Erreichung des von der Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten Zustandes der Niers ist die aktuelle Qualität noch weit entfernt.


Flächennutzung im Kreis Kleve

Was hat die Landwirtschaft mit der Nitratbelastung zu tun?

In Ackerbauregionen ist das Grundwasser am häufigsten mit zu viel Nitrat belastet. Die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist vor allem durch eine Überdüngung der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen zu erklären. Unsere Auswertungen der Flächenverteilung im Kreis Kleve zeigen: Die Landwirtschaft hat hier einen großen Anteil und damit einen erheblichen Einfluss auf die Belastungssituation des Grundwassers in dieser Region.

Mähdrescher auf Getreidefeld bei der Ernte

Landwirtschaft

63 % der Fläche im Kreis Kleve werden von der Landwirtschaft genutzt.

Eine Straße führt durch ein städtisches Wohngebiet

Siedlung & Verkehr

17,6 % der Fläche im Kreis Kleve stehen Siedlung & Verkehr zur Verfügung.

Lichtdurchflutetes Waldstück in Hanglage

Wald

13,6 % der Fläche im Kreis Kleve ist mit Wald bedeckt.

Tennisanlage im städtischen Gebiet

Sonstige

5,8 % der Fläche im Kreis Kleve stehen Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen zur Verfügung.

Viel Ackerfläche im Kreis Kleve

Unter Grünland ist die Nitratauswaschung geringer und muss dringend gefördert werden

Im Kreis Kleve bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 66 % aus Ackerflächen. Dort ist die Gefahr der Nitratauswaschung höher als unter Grünland. Das liegt daran, dass Grünland eine ganzjährige ununterbrochene Begrünung der Fläche mit einer intensiven Durchwurzelung aufweist und dadurch das Nitrat aus dem Dünger weniger ausgewaschen wird. Das ist bei Ackerflächen nicht der Fall. Besonders hoch ist die Nitratverlagerung im Winter unter Feldern, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Deshalb müssen dringend Zwischenfrüchte angebaut werden, die bei Regenfällen die Nitratverlagerung ins Grundwasser verhindern. Es darf im Winter keine Felder ohne Bewuchs geben.

Weitläufige karge Ackerfläche in direkter Nähe eines Flusses

Quellen: Regionalatlas Deutschland 2019; Statistisches Landesamt NRW 2020 (Landesdatenbank)


Mais- und Weizenanbau im Kreis Kleve

Warum ist es problematisch, wenn Mais- und Weizenanbau dominieren?

Maiskolben in Nahaufnahme in einem Maisfeld

Im Kreis Kleve wird auf 35 % der Ackerflächen Mais angebaut. Gerade in der Nähe von Biogasanlagen wird besonders viel Mais produziert. Erfolgt die Ernte nach dem 1. Oktober, sieht man nur noch große Ackerflächen, die ab Winter bis weit ins Frühjahr keinen Bewuchs aufweisen. Selbst in Gegenden mit hohen Nitratbelastungen müssen gemäß aktueller Düngeverordnung dann keine Zwischenfrüchte mehr angebaut werden. Die überschüssigen Nitrate können dadurch nicht von Pflanzen zum Wachstum aufgenommen werden. Die Folge ist eine hohe Nitratauswaschung ins Grundwasser. Biogasanlagen sollten dringend andere Substrate einsetzen, die weit weniger zur Nitratbelastung beitragen.

Großflächiges Weizenfeld

Der Weizen ist eine der wichtigsten Nahrungsnutzpflanzen der Welt. In Deutschland wird viel Backweizen angebaut – alleine im Kreis Kleve auf 16 % der Ackerflächen. Aufgrund der dritten Spätdüngung trägt der Backweizen wesentlich zur Nitratbelastung bei. Aber nur 30 % der Produktion wird wirklich für Backzwecke benötigt! Mehr als die Hälfte des Backweizens wird aufgrund zu niedriger Proteinwerte verfüttert. Damit die globale Ernährungssicherung gewährleistet werden kann, muss der Getreideanbau nachhaltiger werden, ohne die Produktivität stark zu reduzieren. Laut zahlreicher Experten könnte dies gelingen, wenn nicht nur der Proteingehalt des Getreides ausschlaggebend wäre.

Quelle: Statistisches Landesamt NRW 2020 (Landesdatenbank)


Massentierhaltung im Kreis Kleve

Wertvolles Getreide landet in den Futtertrögen

In Deutschland werden über 4 Millionen Tonnen Weizen, 1,5 Millionen Tonnen Roggen, 2,5 Millionen Tonne Gerste und 2,7 Millionen Tonnen Körnermais allein für Futter von Tieren verbraucht. Das bedeutet, dass viel Ackerland ausschließlich für die Produktion von Tiernahrung und nicht für Lebensmittel zur Verfügung steht. Zusätzlich ist es nötig, Soja als Futtermittel für die Massentierhaltung zu importieren. Es sind also riesige Landflächen nötig, um all das Getreide und Soja als Futter für die große Menge an Tieren zu produzieren. Ein weiteres großes Problem: Bei dieser industriellen Tierhaltung fallen riesige Mengen Gülle an. So viel, dass unsere Böden nicht mehr in der Lage sind, die Güllemassen aufzunehmen.

Schweinemastbetriebe im Kreis Kleve

Die Produktion von Schweinefleisch in deutschen Schlachthöfen liegt weit über dem, was die Deutschen tatsächlich selber essen. Denn Deutschland ist Schweineexportland. Der Konsum von Schweinefleisch ist hierzulande deutlich zurückgegangen – immer mehr Menschen ist es wichtig, dass die Tiere artgerecht gehalten wurden. Leider trägt dieses Umdenken nicht zur Reduzierung von Massentierhaltungen bei, solange die Massen an Fleisch weiterhin für den Export produziert werden.

Schweinenase aus einem Käfig guckend

Milchkuhhaltung im Kreis Kleve

Hierzulande reduzieren viele Menschen ihren Milchkonsum. Statt Kuhmilch gibt es bereits in jedem Discounter Alternativen wie Hafermilch etc. Doch Molkereien benötigen immer noch große Mengen an Milch, denn der Export von Milchprodukten boomt. Diesen Bedarf kann der Milchbauer nur liefern, wenn er viele Hochleistungskühe hält. Die Milchkühe in der Massentierhaltung stehen nicht auf der Weide. Statt Gras bekommen die Tiere überwiegend Getreide.

Kuh-Euter

Öko-Landbau im Kreis Kleve

Gewässerschonende Landwirtschaft muss dringend gefördert werden

Nur 2,6 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Kreis Kleve wird ökologisch bewirtschaftet.
Die Nitratbelastung des Grundwassers wird unter ökologisch bewirtschafteten Flächen stark verringert. Der Ökologische Landbau vermindert nach Untersuchungen des Thünen-Institutes (Bundesforschungsanstalt in Braunschweig) die Stickstoffausträge im Mittel um 28 Prozent. Damit tragen ökologisch wirtschaftende Landwirte bereits heute dazu bei, dass den Gewässern weniger Nitrate zu sickern. Es ist wichtiger denn je, eine nachhaltige und gewässerschonende Landwirtschaft zu unterstützen!

Feld mit der Aufschrift "Bio"

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2020


Nitratkarte von Nordrhein-Westfalen

Wie sieht die Nitratbelastung in Nordrhein-Westfalen aus?

Das Ergebnis lässt wenig Anlass zur Freude: Die Kreise mit erhöhten Nitratwerten dominieren immer noch.

Die Karte gibt einen Überblick über die Nitratbelastungen in privat genutzten Brunnen. Die Daten wurden im Rahmen der Untersuchungen des VSR-Gewässerschutz in den Jahren 2018-2023 gewonnen.

Nitratkarte von NRW

Artikel über unsere Arbeit im Kreis Kleve

24.07.2023 RP online VSR-Gewässerschutz in Kevelaer. Hohe Nitratbelastung in den Brunnen

12.09.2022 Antenne Niederrhein Rees: Wasser aus Brunnen hat teils hohe Nitratwerte

08.09.2022 NRZ Nitrat-Alarm: Grundwasser in Rees ist teils stark belastet

02.09.2022 Antenne Niederrhein Straelen: Hohe Nitratbelastung in Grundwasserbrunnen

25.11.2021 Kevelaerer Blatt Hohe Nitratbelastung im Grundwasser in Kevelaer

04.11.2021 NRZ Kalkar hat eine hohe Nitratbelastung im Grundwasser

13.08.2021 RP online Weiter hohe Nitratwerte im Kreis

29.12.2020 RP online Brunnenbesitzer verärgert über Nitrat


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Matthias Ahlbrecht berät Brunnenbesitzer

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Helmut Hartmann berät Brunnenbesitzerin

Ehrenamt beim
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Brunnenwasserprobe wird in Röhrchen abgefüllt

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Mann und Mädchen lachen am Tablet

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