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Trecker mit Maislegegerät auf einem Feld

Nitratbelastung im Kreis Wesel

Die Ergebnisse unserer Wasser-Analysen aus privat genutzten Brunnen im Raum Wesel, Hamminkeln, Xanten, Schermbeck, Dinslaken, Voerde, Moers, Kamp-Lintfort, Rheinberg und Neukirchen-Vluyn ergaben eine deutliche Nitratbelastung im Grundwasser.

Der VSR-Gewässerschutz stellte bei den Brunnenwasser-Analysen im Kreis Wesel von 2018 bis 2023 fest:
Jede 7. Probe überschreitet den Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 mg/l Nitrat. Grundwasser stellt die Trinkwasservorräte für die nachfolgenden Generationen dar – eine Verringerung der Belastung ist dringend erforderlich. 1,7 % der Brunnenwasseruntersuchungen weisen sogar Nitratwerte von über 100 mg/l auf!


Aktuelle Ergebnisse unserer Brunnenwasseranalysen
in Wesel, Rheinberg & Dinslaken

Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Wesel hohe Nitratbelastungen. 46 Gartenbesitzer hatten ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben. In 11 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest.Milan Toups stellte in privaten Gartenbrunnen in Obrighoven 85 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Damm 83 mg/l, in Marienthal 65 mg/l, in Flüren 64 mg/l, in Büderich 62 mg/l und in Borth 61 mg/l fest.

Nitratdiagramm von der Aktion in Wesel
Nitratdiagramm von der Aktion in Rheinberg

Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Rheinberg hohe Nitratbelastungen. 58 Gartenbesitzer hatten im Juli ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben. In 17 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest.Milan Toups stellte in privaten Gartenbrunnen in Baerl 79 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Budberg 59 mg/l, in Winterswick 63 mg/l, in Alpsray 68 mg/l und in Millingen 71 mg/l fest. Das bedeutet Einschränkungen für die Nutzung im Garten.

Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Dinslaken hohe Nitratbelastungen. 42 Gartenbesitzer hatten im Mai ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben. In 5 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest. Milan Toups stellte in privaten Gartenbrunnen in Mehrhoog 141 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Obrighoven 80 mg/l, in Bruckhausen 87 mg/l und in Voerde 68 mg/l fest.

Nitratdiagramm von der Aktion in Dinslaken

Nitratbelastungen in Flüssen und Bächen im Kreis Wesel

Nachdem der Eintrag aus Abwassereinleitungen durch den Ausbau von Klärananlagen stark verringert wurde, liegt die Ursache der Nitratbelastung in den Flüssen und Bächen im Kreis Wesel vorallem beim zusickernde Grundwasser und dem Niederschlag, der als Oberflächenabfluss den Gewässern zufließt. Der erhöhte Nährstoffeintrag in die Gewässer führt zur Eutrophierung. Das stellt eine Bedrohung für die Artenvielfalt dar. Der VSR-Gewässerschutz fordert eine Verringerung der Nitratbelastung im Grundwasser. Außerdem braucht es Gewässerrandstreifen die erfolgreich die Nährstoffe zurückhalten können.

Der VSR-Gewässerschutz entnimmt eine Probe an einem Fluss.

Im Februar 2018 untersuchte der VSR-Gewässerschutz die Lippe. In Schermbeck wurde eine Nitratbelastung von 27,0 mg/l festgestellt. Der Wert bleibt bis Krudenburg erhalten. Im weiteren Verlauf verringert sich die Nitratkonzentration immer weiter. Nach Passieren der neu gestalteten Lippeauen im Mündungsraum, strömt die Lippe letztlich mit 25,6 mg/l Nitrat dem Rhein zu. Diese in der Lippe festgestellten Nitratwerte sind wesentlich zu hoch um den Anforderungen der WRRL gerecht zu werden.


Flächennutzung im Kreis Wesel

Was hat die Landwirtschaft mit der Nitratbelastung zu tun?

In Ackerbauregionen ist das Grundwasser am häufigsten mit zu viel Nitrat belastet. Die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist vor allem durch eine Überdüngung der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen zu erklären. Unsere Auswertungen der Flächenverteilung im Kreis Wesel zeigen: Die Landwirtschaft hat hier einen großen Anteil und damit einen erheblichen Einfluss auf die Belastungssituation des Grundwassers in dieser Region.

Mähdrescher auf Getreidefeld bei der Ernte

Landwirtschaft

51,8 % der Fläche im Kreis Wesel werden von der Landwirtschaft genutzt.

Eine Straße führt durch ein städtisches Wohngebiet

Siedlung & Verkehr

22,9 % der Fläche im Kreis Wesel stehen Siedlung & Verkehr zur Verfügung.

Lichtdurchflutetes Waldstück in Hanglage

Wald

16 % der Fläche im Kreis Wesel ist mit Wald bedeckt.

Tennisanlage im städtischen Gebiet

Sonstige

9,3 % der Fläche im Kreis Wesel stehen Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen zur Verfügung.

Viel Ackerfläche im Kreis Wesel

Unter Grünland ist die Nitratauswaschung geringer und muss dringend gefördert werden

Im Kreis Wesel bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 56 % aus Ackerflächen. Dort ist die Gefahr der Nitratauswaschung höher als unter Grünland. Das liegt daran, dass Grünland eine ganzjährige ununterbrochene Begrünung der Fläche mit einer intensiven Durchwurzelung aufweist und dadurch das Nitrat aus dem Dünger weniger ausgewaschen wird. Das ist bei Ackerflächen nicht der Fall. Besonders hoch ist die Nitratverlagerung im Winter unter Feldern, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Deshalb müssen dringend Zwischenfrüchte angebaut werden, die bei Regenfällen die Nitratverlagerung ins Grundwasser verhindern. Es darf im Winter keine Felder ohne Bewuchs geben.

Weitläufige karge Ackerfläche in direkter Nähe eines Flusses

Quellen: Regionalatlas Deutschland 2019; Statistisches Landesamt NRW 2020 (Landesdatenbank)


Mais- und Weizenanbau im Kreis Wesel

Warum ist es problematisch, wenn Mais- und Weizenanbau dominieren?

Maiskolben in Nahaufnahme in einem Maisfeld

Im Kreis Wesel wird auf 37 % der Ackerflächen Mais angebaut. Gerade in der Nähe von Biogasanlagen wird besonders viel Mais produziert. Erfolgt die Ernte nach dem 1. Oktober, sieht man nur noch große Ackerflächen, die ab Winter bis weit ins Frühjahr keinen Bewuchs aufweisen. Selbst in Gegenden mit hohen Nitratbelastungen müssen gemäß aktueller Düngeverordnung dann keine Zwischenfrüchte mehr angebaut werden. Die überschüssigen Nitrate können dadurch nicht von Pflanzen zum Wachstum aufgenommen werden. Die Folge ist eine hohe Nitratauswaschung ins Grundwasser. Biogasanlagen sollten dringend andere Substrate einsetzen, die weit weniger zur Nitratbelastung beitragen.

Großflächiges Weizenfeld

Der Weizen ist eine der wichtigsten Nahrungsnutzpflanzen der Welt. In Deutschland wird viel Backweizen angebaut – alleine im Kreis Wesel auf 14 % der Ackerflächen. Aufgrund der dritten Spätdüngung trägt der Backweizen wesentlich zur Nitratbelastung bei. Aber nur 30 % der Produktion wird wirklich für Backzwecke benötigt! Mehr als die Hälfte des Backweizens wird aufgrund zu niedriger Proteinwerte verfüttert. Damit die globale Ernährungssicherung gewährleistet werden kann, muss der Getreideanbau nachhaltiger werden, ohne die Produktivität stark zu reduzieren. Laut zahlreicher Experten könnte dies gelingen, wenn nicht nur der Proteingehalt des Getreides ausschlaggebend wäre.

Quelle: Statistisches Landesamt NRW 2020 (Landesdatenbank)


Massentierhaltung im Kreis Wesel

Wertvolles Getreide landet in den Futtertrögen

In Deutschland werden über 4 Millionen Tonnen Weizen, 1,5 Millionen Tonnen Roggen, 2,5 Millionen Tonne Gerste und 2,7 Millionen Tonnen Körnermais allein für Futter von Tieren verbraucht. Das bedeutet, dass viel Ackerland ausschließlich für die Produktion von Tiernahrung und nicht für Lebensmittel zur Verfügung steht. Zusätzlich ist es nötig, Soja als Futtermittel für die Massentierhaltung zu importieren. Es sind also riesige Landflächen nötig, um all das Getreide und Soja als Futter für die große Menge an Tieren zu produzieren. Ein weiteres großes Problem: Bei dieser industriellen Tierhaltung fallen riesige Mengen Gülle an. So viel, dass unsere Böden nicht mehr in der Lage sind, die Güllemassen aufzunehmen.

Milchkuhhaltung im Kreis Wesel

Hierzulande reduzieren viele Menschen ihren Milchkonsum. Statt Kuhmilch gibt es bereits in jedem Discounter Alternativen wie Hafermilch etc. Doch Molkereien benötigen immer noch große Mengen an Milch, denn der Export von Milchprodukten boomt. Diesen Bedarf kann der Milchbauer nur liefern, wenn er viele Hochleistungskühe hält. Die Milchkühe in der Massentierhaltung stehen nicht auf der Weide. Statt Gras bekommen die Tiere überwiegend Getreide.

Kuh-Euter

Öko-Landbau im Kreis Wesel

Gewässerschonende Landwirtschaft muss dringend gefördert werden

Nur 3,1 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Kreis Wesel wird ökologisch bewirtschaftet.
Die Nitratbelastung des Grundwassers wird unter ökologisch bewirtschafteten Flächen stark verringert. Der Ökologische Landbau vermindert nach Untersuchungen des Thünen-Institutes (Bundesforschungsanstalt in Braunschweig) die Stickstoffausträge im Mittel um 28 Prozent. Damit tragen ökologisch wirtschaftende Landwirte bereits heute dazu bei, dass den Gewässern weniger Nitrate zu sickern. Es ist wichtiger denn je, eine nachhaltige und gewässerschonende Landwirtschaft zu unterstützen!

Feld mit der Aufschrift "Bio"

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2020


Nitratkarte von Nordrhein-Westfalen

Wie sieht die Nitratbelastung in Nordrhein-Westfalen aus?

Das Ergebnis lässt wenig Anlass zur Freude: Die Kreise mit erhöhten Nitratwerten dominieren immer noch.

Die Karte gibt einen Überblick über die Nitratbelastungen in privat genutzten Brunnen. Die Daten wurden im Rahmen der Untersuchungen des VSR-Gewässerschutz in den Jahren 2018-2023 gewonnen.

Nitratkarte von NRW

Artikel über unsere Arbeit im Kreis Wesel

13.07.2023 Lokalkompass VSR-Gewässerschutz stellt Ergebnisse vor

29.11.2022 Lokalkompass Nitratbelastetes Grundwasser im Raum Xanten

08.07.2022 NRZ Hoher Nitratgehalt in Brunnnen in Hünxe und Hamminkeln

30.06.2022 Made in Bocholt VSR-Gewässerschutz: Nitratbelastetes Grundwasser schadet der Artenvielfalt

08.10.2021 Radio k.w. Grundwasser rund um Rheinberg enthält zu viel Nitrat


Brunnenwasserprobe wird in Röhrchen abgefüllt

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Mann und Mädchen lachen am Tablet

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Matthias Ahlbrecht berät Brunnenbesitzer

Bundesfreiwilligendienst beim
VSR-Gewässerschutz

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Helmut Hartmann berät Brunnenbesitzerin

Ehrenamt beim
VSR-Gewässerschutz

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Ein Team aus Menschen zeigt Teamwork

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