Nitratbelastung im Kreis Mainz-Bingen
Die Ergebnisse unserer Wasser-Analysen aus privat genutzten Brunnen im Raum Ingelheim, Nieder-Olm und Bingen ergaben eine deutliche Nitratbelastung im Grundwasser.
Der VSR-Gewässerschutz stellte bei den Brunnenwasser-Analysen im Kreis Mainz-Bingen von 2018 bis 2023 fest:
Jede 2. Probe überschreitet den Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 mg/l Nitrat. Grundwasser stellt die Trinkwasservorräte für die nachfolgenden Generationen dar – eine Verringerung der Belastung ist dringend erforderlich. 12,1% der Brunnenwasseruntersuchungen weisen sogar Nitratwerte von über 100 mg/l auf!
Aktuelle Ergebnisse unserer Brunnenwasseranalysen
in Ingelheim
Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Ingelheim erschreckende Nitratbelastungen. 52 Gartenbesitzer hatten in Mai ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben. In 22 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest. Die Gewässerexperten sind mit dem Labormobil für sauberes Wasser unterwegs. Nitrate, die vom VSR-Gewässerschutz heute im Brunnenwasser gefunden werden, können in einigen Jahren das Trinkwasser belasten. Dipl.-Phys. Harald Gülzow stellte in privaten Gartenbrunnen in Bubenheim 141 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Schwabenheim 86 mg/l, in Ober-Ingelheim 84 mg/l, in Nieder-Ingelheim 110 mg/l, in Sporkenheim 110 mg/l, in Gau-Algersheim 104 mg/l, in Kempten 123 mg/l und in Waldalgersheim 77 mg/l fest.
Flächennutzung im Kreis Mainz-Bingen
Was hat die Landwirtschaft mit der Nitratbelastung zu tun?
In Ackerbauregionen ist das Grundwasser am häufigsten mit zu viel Nitrat belastet. Die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist vor allem durch eine Überdüngung der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen zu erklären. Unsere Auswertungen der Flächenverteilung im Kreis Mainz-Bingen zeigen: Die Landwirtschaft hat hier einen großen Anteil und damit einen erheblichen Einfluss auf die Belastungssituation des Grundwassers in dieser Region.
Landwirtschaft
61,1 % der Fläche im Kreis Mainz-Bingen werden von der Landwirtschaft genutzt.
Siedlung & Verkehr
18,8 % der Fläche im Kreis Mainz-Bingen stehen Siedlung & Verkehr zur Verfügung.
Wald
13,7 % der Fläche im Kreis Mainz-Bingen ist mit Wald bedeckt.
Sonstige
6,4 % der Fläche im Kreis Mainz-Bingen stehen Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen zur Verfügung.
Viel Ackerfläche im Kreis Mainz-Bingen
Unter Grünland ist die Nitratauswaschung geringer
Im Kreis Mainz-Bingen bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 33 % aus Rebflächen und zu 58 % aus Ackerflächen. Dort ist die Gefahr der Nitratauswaschung höher als unter Grünland. Das liegt daran, dass Grünland eine ganzjährige ununterbrochene Begrünung der Fläche mit einer intensiven Durchwurzelung aufweist und dadurch das Nitrat aus dem Dünger weniger ausgewaschen wird. Das ist bei Ackerflächen nicht der Fall. Besonders hoch ist die Nitratverlagerung im Winter unter Feldern, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Deshalb müssen dringend Zwischenfrüchte angebaut werden, die bei Regenfällen die Nitratverlagerung ins Grundwasser verhindern. Es darf im Winter keine Felder ohne Bewuchs geben.
Quellen: Regionalatlas Deutschland 2019; Statistisches Landesamt Rheinland Pfalz 2020 (Landesdatenbank)
Weizenanbau im Kreis Mainz-Bingen
Warum ist es problematisch, wenn Weizenanbau dominiert?
Der Weizen ist eine der wichtigsten Nahrungsnutzpflanzen der Welt. In Deutschland wird viel Backweizen angebaut – alleine im Kreis Mainz-Bingen auf 38% der Ackerflächen. Aufgrund der dritten Spätdüngung trägt der Backweizen wesentlich zur Nitratbelastung bei. Aber nur 30 % der Produktion wird wirklich für Backzwecke benötigt! Mehr als die Hälfte des Backweizens wird aufgrund zu niedriger Proteinwerte verfüttert. Damit die globale Ernährungssicherung gewährleistet werden kann, muss der Getreideanbau nachhaltiger werden, ohne die Produktivität stark zu reduzieren. Laut zahlreicher Experten könnte dies gelingen, wenn nicht nur der Proteingehalt des Getreides ausschlaggebend wäre.
Quellen: Statistisches Landesamt Rheinland Pfalz 2020 (Landesdatenbank)
Nitratkarte von Rheinland-Pfalz
Wie sieht die Nitratbelastung in Rheinland-Pfalz aus?
Das Ergebnis lässt wenig Anlass zur Freude: Die Kreise mit erhöhten Nitratwerten dominieren immer noch.
Die Karte gibt einen Überblick über die Nitratbelastungen in privat genutzten Brunnen. Die Daten wurden im Rahmen der Untersuchungen des VSR-Gewässerschutz in den Jahren 2018-2023 gewonnen.
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