Nitratbelastung in Erfurt
Die Ergebnisse unserer Wasser-Analysen aus privat genutzten Brunnen im Raum Erfurt ergaben eine deutliche Nitratbelastung im Grundwasser.
Der VSR-Gewässerschutz stellte bei den Brunnenwasser-Analysen in Erfurt von 2018 bis 2023 fest:
Jede 5. Probe überschreitet den Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 mg/l Nitrat. Grundwasser stellt die Trinkwasservorräte für die nachfolgenden Generationen dar – eine Verringerung der Belastung ist dringend erforderlich. 11,9 % der Brunnenwasseruntersuchungen weisen sogar Nitratwerte von über 100 mg/l auf!
Aktuelle Ergebnisse unserer Brunnenwasseranalysen
in Erfurt
Die Brunnenwasserergebnisse vom diesjährigen Termin am 25.06.2024 in Erfurt ergaben, dass In jeder 5. Probe aus den 54 untersuchten privat genutzten Brunnen eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat festzustellen war. Besonders erschreckend war Belastung in den Gartenbrunnen in Wermingshausen mit 269 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Wallichen mit 132 mg/l, in Frienstedt mit 103 mg/l, in Dachwig mit 98 mg/l, in Gispersleben mit 88 mg/l und in Vieselbach mit 82 mg/l. Etwas weniger hoch belastet ist das Wasser in Dittelstedt mit 74 mg/l Nitrat, in Gebesee mit 51 mg/l Nitrat und in Ingersleben mit 51 mg/l im Grundwasser.
Flächennutzung in Erfurt
Was hat die Landwirtschaft mit der Nitratbelastung zu tun?
In Ackerbauregionen ist das Grundwasser am häufigsten mit zu viel Nitrat belastet. Die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist vor allem durch eine Überdüngung der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen zu erklären. Unsere Auswertungen der Flächenverteilung in Erfurt zeigen: Die Landwirtschaft hat hier einen großen Anteil und damit einen erheblichen Einfluss auf die Belastungssituation des Grundwassers in dieser Region.
Landwirtschaft
55,8 % der Fläche in Erfurt werden von der Landwirtschaft genutzt.
Siedlung & Verkehr
32,8 % der Fläche in Erfurt stehen Siedlung & Verkehr zur Verfügung.
Wald
7,9 % der Fläche in Erfurt ist mit Wald bedeckt.
Sonstige
3,5 % der Fläche in Erfurt stehen Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen zur Verfügung.
Viel Ackerfläche im Kreis Gotha
Unter Grünland ist die Nitratauswaschung geringer
In Erfurt bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 94 % aus Ackerflächen. Dort ist die Gefahr der Nitratauswaschung höher als unter Grünland. Das liegt daran, dass Grünland eine ganzjährige ununterbrochene Begrünung der Fläche mit einer intensiven Durchwurzelung aufweist und dadurch das Nitrat aus dem Dünger weniger ausgewaschen wird. Das ist bei Ackerflächen nicht der Fall. Besonders hoch ist die Nitratverlagerung im Winter unter Feldern, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Deshalb müssen dringend Zwischenfrüchte angebaut werden, die bei Regenfällen die Nitratverlagerung ins Grundwasser verhindern. Es darf im Winter keine Felder ohne Bewuchs geben.
Quellen: Regionalatlas Deutschland 2019; Thüringer Landesamt für Statistik 2020
Weizenanbau in Erfurt
Warum ist es problematisch, wenn Weizenanbau dominiert?
Der Weizen ist eine der wichtigsten Nahrungsnutzpflanzen der Welt. In Deutschland wird viel Backweizen angebaut – alleine in Erfurt auf 40 % der Ackerflächen. Aufgrund der dritten Spätdüngung trägt der Backweizen wesentlich zur Nitratbelastung bei. Aber nur 30 % der Produktion wird wirklich für Backzwecke benötigt! Mehr als die Hälfte des Backweizens wird aufgrund zu niedriger Proteinwerte verfüttert. Damit die globale Ernährungssicherung gewährleistet werden kann, muss der Getreideanbau nachhaltiger werden, ohne die Produktivität stark zu reduzieren. Laut zahlreicher Experten könnte dies gelingen, wenn nicht nur der Proteingehalt des Getreides ausschlaggebend wäre.
Quellen: Thüringer Landesamt für Statistik 2020
Öko-Landbau in Erfurt
Gewässerschonende Landwirtschaft muss dringend gefördert werden
Nur 5,9 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Erfurt wird ökologisch bewirtschaftet.
Die Nitratbelastung des Grundwassers wird unter ökologisch bewirtschafteten Flächen stark verringert. Der Ökologische Landbau vermindert nach Untersuchungen des Thünen-Institutes (Bundesforschungsanstalt in Braunschweig) die Stickstoffausträge im Mittel um 28 Prozent. Damit tragen ökologisch wirtschaftende Landwirte bereits heute dazu bei, dass den Gewässern weniger Nitrate zu sickern. Es ist wichtiger denn je, eine nachhaltige und gewässerschonende Landwirtschaft zu unterstützen!
Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2020
Nitratkarte von Thüringen
Wie sieht die Nitratbelastung in Thüringen aus?
Das Ergebnis lässt wenig Anlass zur Freude: Die Kreise mit erhöhten Nitratwerten dominieren immer noch.
Die Karte gibt einen Überblick über die Nitratbelastungen in privat genutzten Brunnen. Die Daten wurden im Rahmen der Untersuchungen des VSR-Gewässerschutz in den Jahren 2018-2023 gewonnen.
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