Nitratbelastung im Kreis Diepholz
Die Ergebnisse unserer Wasser-Analysen aus privat genutzten Brunnen im Raum Bassum, Sulingen, Twistringen, Bruchhausen- Vilsen, Stuhr Brinkum und Weyhe ergaben eine deutliche Nitratbelastung im Grundwasser.
Der VSR-Gewässerschutz stellte bei den Brunnenwasser-Analysen im Kreis Diepholz von 2018 bis 2023 fest:
Jede 5. Probe überschreitet den Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 mg/l Nitrat. Grundwasser stellt die Trinkwasservorräte für die nachfolgenden Generationen dar – eine Verringerung der Belastung ist dringend erforderlich. 6,2 % der Brunnenwasseruntersuchungen weisen sogar Nitratwerte von über 100 mg/l auf!
Aktuelle Ergebnisse unserer Brunnenwasseranalysen
in Bruchhausen-Vilsen, Twistringen und Sulingen
Die Brunnenwasserergebnisse vom diesjährigen Termin am 24. April in Bruchhausen-Vilsen ergaben, dass in jeder 4. Probe aus den 46 untersuchten privat genutzten Brunnen eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat festzustellen war. Besonders erschreckend war die festgestellte Belastung in einzelnen Gartenbrunnen in Asendorf mit 99 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Heide mit 98 mg/l, in Engeln mit 93 mg/l, in Wöpse mit 81 mg/l, in Bensen mit 76 mg/l, in Homfeld mit 75 mg/l und in Kampsheide 69 mg/l.Etwas weniger hoch belastet ist das Wasser in Mörsen mit 60 mg/l Nitrat, in Tuschendorf 58 mg/l und in Südstedt 56 mg/l im Grundwasser.
Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Twistringen am 20. September 2023 erschreckende Nitratbelastungen. 20 Gartenbesitzer hatten ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben. In 12 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest.Dr. Matthias Ahlbrecht stellte in privaten Gartenbrunnen in Heiligenloh 162 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Bissenhausen 115 mg/l, in Altenmarhorst 65 mg/l, in Mörsen 73 mg/l, in Twistringen 84 mg/l, in Stelle 87 mg/l und in Rathlosen 134 mg/l fest.
Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Sulingen erschreckende Nitratbelastungen. 62 Gartenbesitzer hatten im Mai ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben. In 32 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest.Dr. Matthias Ahlbrecht stellte in privaten Gartenbrunnen in Wehrbleck 159 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Stehlen 131 mg/l, in Vorwerk 116 mg/l, in Sulingen 130 mg/l, in Ohlendorf 126 mg/l, in Rathlosen 112 mg/l, in Sudbruck 105 mg/l, in Harmhausen 109 mg/l und in Scharrendorf 120 mg/l fest.
Flächennutzung im Kreis Diepholz
Was hat die Landwirtschaft mit der Nitratbelastung zu tun?
In Ackerbauregionen ist das Grundwasser am häufigsten mit zu viel Nitrat belastet. Die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist vor allem durch eine Überdüngung der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen zu erklären. Unsere Auswertungen der Flächenverteilung im Kreis Diepholz zeigen: Die Landwirtschaft hat hier einen großen Anteil und damit einen erheblichen Einfluss auf die Belastungssituation des Grundwassers in dieser Region.
Landwirtschaft
69,9 % der Fläche im Kreis Diepholz werden von der Landwirtschaft genutzt.
Siedlung & Verkehr
13,1 % der Fläche im Kreis Diepholz stehen Siedlung & Verkehr zur Verfügung.
Wald
9,5 % der Fläche im Kreis Diepholz ist mit Wald bedeckt.
Sonstige
7,5 % der Fläche im Kreis Diepholz stehen Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen zur Verfügung.
Viel Ackerfläche im Kreis Diepholz
Unter Grünland ist die Nitratauswaschung geringer und muss dringend gefördert werden
Im Kreis Diepholz bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 83 % aus Ackerflächen. Dort ist die Gefahr der Nitratauswaschung höher als unter Grünland. Das liegt daran, dass Grünland eine ganzjährige ununterbrochene Begrünung der Fläche mit einer intensiven Durchwurzelung aufweist und dadurch das Nitrat aus dem Dünger weniger ausgewaschen wird. Das ist bei Ackerflächen nicht der Fall. Besonders hoch ist die Nitratverlagerung im Winter unter Feldern, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Deshalb müssen dringend Zwischenfrüchte angebaut werden, die bei Regenfällen die Nitratverlagerung ins Grundwasser verhindern. Es darf im Winter keine Felder ohne Bewuchs geben.
Quellen: Regionalatlas Deutschland 2019; Statistisches Landesamt NRW 2020 (Landesdatenbank)
Mais- und Weizenanbau im Kreis Diepholz
Warum ist es problematisch, wenn Mais- und Weizenanbau dominieren?
Im Kreis Diepholz wird auf 35 % der Ackerflächen Mais angebaut. Gerade in der Nähe von Biogasanlagen wird besonders viel Mais produziert. Erfolgt die Ernte nach dem 1. Oktober, sieht man nur noch große Ackerflächen, die ab Winter bis weit ins Frühjahr keinen Bewuchs aufweisen. Selbst in Gegenden mit hohen Nitratbelastungen müssen gemäß aktueller Düngeverordnung dann keine Zwischenfrüchte mehr angebaut werden. Die überschüssigen Nitrate können dadurch nicht von Pflanzen zum Wachstum aufgenommen werden. Die Folge ist eine hohe Nitratauswaschung ins Grundwasser. Biogasanlagen sollten dringend andere Substrate einsetzen, die weit weniger zur Nitratbelastung beitragen.
Der Weizen ist eine der wichtigsten Nahrungsnutzpflanzen der Welt. In Deutschland wird viel Backweizen angebaut – alleine im Kreis Diepholz auf 14 % der Ackerflächen. Aufgrund der dritten Spätdüngung trägt der Backweizen wesentlich zur Nitratbelastung bei. Aber nur 30 % der Produktion wird wirklich für Backzwecke benötigt! Mehr als die Hälfte des Backweizens wird aufgrund zu niedriger Proteinwerte verfüttert. Damit die globale Ernährungssicherung gewährleistet werden kann, muss der Getreideanbau nachhaltiger werden, ohne die Produktivität stark zu reduzieren. Laut zahlreicher Experten könnte dies gelingen, wenn nicht nur der Proteingehalt des Getreides ausschlaggebend wäre.
Quelle: Statistisches Landesamt NRW 2020 (Landesdatenbank)
Massentierhaltung im Kreis Diepholz
Wertvolles Getreide landet in den Futtertrögen
In Deutschland werden über 4 Millionen Tonnen Weizen, 1,5 Millionen Tonnen Roggen, 2,5 Millionen Tonne Gerste und 2,7 Millionen Tonnen Körnermais allein für Futter von Tieren verbraucht. Das bedeutet, dass viel Ackerland ausschließlich für die Produktion von Tiernahrung und nicht für Lebensmittel zur Verfügung steht. Zusätzlich ist es nötig, Soja als Futtermittel für die Massentierhaltung zu importieren. Es sind also riesige Landflächen nötig, um all das Getreide und Soja als Futter für die große Menge an Tieren zu produzieren. Ein weiteres großes Problem: Bei dieser industriellen Tierhaltung fallen riesige Mengen Gülle an. So viel, dass unsere Böden nicht mehr in der Lage sind, die Güllemassen aufzunehmen.
Schweinemastbetriebe im Kreis Diepholz
Die Produktion von Schweinefleisch in deutschen Schlachthöfen liegt weit über dem, was die Deutschen tatsächlich selber essen. Denn Deutschland ist Schweineexportland. Der Konsum von Schweinefleisch ist hierzulande deutlich zurückgegangen – immer mehr Menschen ist es wichtig, dass die Tiere artgerecht gehalten wurden. Leider trägt dieses Umdenken nicht zur Reduzierung von Massentierhaltungen bei, solange die Massen an Fleisch weiterhin für den Export produziert werden.
Öko-Landbau im Kreis Diepholz
Gewässerschonende Landwirtschaft muss dringend gefördert werden
Nur 5,1 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Kreis Diepholz wird ökologisch bewirtschaftet.
Die Nitratbelastung des Grundwassers wird unter ökologisch bewirtschafteten Flächen stark verringert. Der Ökologische Landbau vermindert nach Untersuchungen des Thünen-Institutes (Bundesforschungsanstalt in Braunschweig) die Stickstoffausträge im Mittel um 28 Prozent. Damit tragen ökologisch wirtschaftende Landwirte bereits heute dazu bei, dass den Gewässern weniger Nitrate zu sickern. Es ist wichtiger denn je, eine nachhaltige und gewässerschonende Landwirtschaft zu unterstützen!
Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2020
Nitratkarte von Niedersachsen
Wie sieht die Nitratbelastung in Niedersachsen aus?
Das Ergebnis lässt wenig Anlass zur Freude: Die Kreise mit erhöhten Nitratwerten dominieren immer noch.
Die Karte gibt einen Überblick über die Nitratbelastungen in privat genutzten Brunnen. Die Daten wurden im Rahmen der Untersuchungen des VSR-Gewässerschutz in den Jahren 2018-2023 gewonnen.
Helfen Sie uns mit Ihrer Brunnenwasserprobe Belastungen des Grundwassers zu erkennen
Lassen Sie das Wasser bei uns analysieren –
Sie erhalten ein ausführliches Gutachten von uns.
Keine Ergebnisse oder Aktionen vom VSR-Gewässerschutz im Kreis Diepholz verpassen
Sie erhalten die Termine und Auswertungen
4 – 6 Mal pro Jahr per E-Mail zugesendet.
Mitgliedschaft beim VSR-Gewässerschutz im Kreis Diepholz
Unterstützen Sie unsere wichtige Arbeit in der Region und werden Sie Mitglied beim
VSR-Gewässerschutz.
Unsere Gewässer brauchen Ihre Hilfe!
Unterstützen Sie unsere Arbeit und werden Sie Mitglied beim VSR-Gewässerschutz!