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Trecker mit Maislegegerät auf einem Feld

Nitratbelastung im Kreis Steinfurt

Die Nitratbelastung im Grundwasser sinkt trotz vieler Auflagen zur Düngemenge und Düngezeitpunkt nicht so wie gehofft. Das stellte der VSR-Gewässerschutz bei der Auswertung der 1112 abgegebenen Brunnenwasserproben im Raum Geven, Rheine, Steinfurt, Mettingen, Recke, Steingurt, Emsdetten, Lengerich fest. Das nitratbelastete Grundwasser sickert den Bächen und Flüssen zu. Hohe Nitratbelastungen gefährden die Artenvielfalt!


Nitratauswertung von Gartenbrunnen

Nitratdiagramm von der aktion am 13.08.24 in Recke


Die Brunnenwasserergebnisse vom diesjährigen Termin in Recke ergaben, dass In jeder 3. Probe aus den 100 untersuchten privat genutzten Brunnen eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat festzustellen war. Besonders erschreckend waren die festgestellten Belastungen in je einem Gartenbrunnen in Twenhusen mit 162 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Halverde mit 160 mg/l, in Espel mit 142 mg/l, in Langenacker mit 131 mg/l, in Mettingen mit 128 mg/l, in Hopsten mit 114 mg/l und in Recke mit 84 mg/l.

Die Brunnenwasserergebnisse am 11. Juni 2024 in Emsdetten ergaben, dass in jeder 6. von 29 untersuchten Wasserprorben aus den privat genutzten Brunnen eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat festzustellen war. Besonders erschreckend waren die festgestellten Belastungen in je einem Gartenbrunnen in Veltrup mit 82 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Emsdetten mit 81 mg/l, in Westum mit 77 mg/l und in Saerbeck mit 71 mg/l.

NItratdiagramm von der aktion am 11.06 in Emsdetten

Bereits in den vergangenen Jahren waren wir im Kreis unterwegs. Auch dort hielten wir in verschiedenen Städten um Untersuchungen durchzuführen.

Ergebnisse unserer Brunnenwasseranalysen
in Recke und Steinfurt

Nitratdiagramm von der Aktion in Recke

Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Recke am 17. 7. 2023 erschreckende Nitratbelastungen. 99 Gartenbesitzer hatten ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben. In 28 der privat genutzten Brunnen stellten wir eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest. Besonders auffällig waren die Ergebnisse in privaten Gartenbrunnen in Espel mit 210 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Recke mit 121 mg/l, in Steinbeck mit 144 mg/l, in Püttenbeck mit 81 mg/l, in Püsselbüren mit 70 mg/l, in Riesenbeck mit 58 mg/l und in Mettingen mit 55 mg/l fest.

Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Steinfurt am 19. 6. 23 hohe Nitratbelastungen. 20 Gartenbesitzer hatten im Juni ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben. In 3 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest. So fanden wir in privaten Gartenbrunnen in Burgsteinfurt 99 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l) und in Borghorst 76 mg/l.

NItratdiagram von der aktion in Steinfurt

Nitratmesswerte im Kreis Steinfurt überschreiten Grenzwert

Kreisdiagramm der Nitratbelastung im Kreis Steinfurt 2019-2024

Der VSR-Gewässerschutz stellte bei den Brunnenwasser-Analysen im Kreis Steinfurt von 2019 bis 2024 fest: 26,2 % der Brunnenwasserproben im Kreis Steinfurt überschreiten erschreckenderweise den Grenzwert der Nitratrichtlinie von 50 mg/l Nitrat. Besonders schockierend ist, dass 6,6 % der Brunnen sogar über 100 mg/l Nitrat liegen. Bei der Überschreitung des Grenzwertes ist das Wasser nicht mehr als Trinkwasser geeignet. Es ist ein alarmierendes Zeichen für die zukünftige Wasserversorgung für nachfolgende Generationen. Auch ökologisch stellen so hohe Nitratbelastungen ein großes Problem für die Artenvielfalt dar, da das Grundwasser den Bächen und Flüssen zusickert.

Bei 23,8 % der Brunnen lag die Nitratkonzentrationen zwischen 25 und 50 mg/l. Hier wird der Grenzwert der Nitratrichtlinie eingehalten. Allerdings stellt so eine Belastung im Grundwasser immer noch ein Problem für Artenvielfalt beim Zusickern in die Bäche und Seen dar. 15,1 % der Wasserproben wiesen eine Nitratbelastung von 10 mg/l bis 25 mg/l auf. Hier liegt zwar eine geringe Nitratbelastung vor, die aber ökologisch und für das Trinkwasser keine Gefahr darstellt. Besonders erfreulich war, dass
34,8 % der untersuchten Wasserproben im Kreis Steinfurt unter 10 mg/l liegen. Allerdings sehen wir, dass diese niedrigen Messwerte zum Teil auf einen guten Nitratabbau im Grundwasser beruhen.

Nitratbelastetes Brunnenwasser schränkt die Nutzung im Garten ein

Der VSR-Gewässerschutz setzt sich dafür ein die Nitratbelastung zu verringern damit Sie das Brunnenwasser in Zukunft ohne Einschränkungen nutzen können. Mit einer Brunnenwasseranalyse beim VSR-Gewässerschutz erhalten Sie Informationen darüber, inwieweit ihr nitrathaltiges Brunnenwasser für das Gießen von Gemüse, das Befüllen von Planschbecken, das Füllen von Teichen oder sogar für den Trinkbedarf geeignet ist. Informationen darüber, warum das Wasser aufgrund einer erhöhten Nitratbelastung für bestimmte Anwendungen nicht geeignet ist, finden Sie hier:


Stickstoffbelastung in Flüssen und Bächen im Kreis Steinfurt

Unter dem Motto „Meeresschutz beginnt in unseren Bächen“ führte der VSR-Gewässerschutz eine Messfahrt im Kreis durch. Die Nordsee leidet unter einer zu hohen Stickstoffbelastung. Eine entscheidende Ursache für diese Belastung sind die Flüsse, die mit erhöhten Stickstoffwerten in die Nordsee münden. Um diesem bedenklichen Trend entgegenzuwirken, wurde in der Oberflächengewässerverordnung ein Zielwert von 2,8 mg/l Gesamtstickstoff für die in die Nordsee mündenden Flüsse festgelegt. Jeder noch so kleine belastete Bach trägt dazu bei, dass die Flüsse, die in die Nordsee münden, eine zu hohe Stickstoffkonzentration aufweisen.

Matthias Ahlbrecht und Arno Mittelmeyer nehmen eine Probe an einem Fluss

Die Auswertung der Messfahrt im Oktober 2023 im Kreis Steinfurt zeigt, dass Bäche mit großem Einfluss aus der intensiven Landwirtschaft stark mit Stickstoff belastet sind. So wurden im Leerbach in Horstmar 8,3 mg/l Gesamtstickstoff gemessen, in dem Gauxbach in Ochtrup 7,6 mg/l und in dem Mühlenbach in Emsdetten 7,4 mg/l.  Auch die Steinfurter Aa in Steinfurt wies mit 7,3 mg/l eine hohe Belastung auf, ebenso der Temmingsmühlerbach in Greven mit 6,6 mg/l, die Vechte in Metelen mit 6,4 mg/l, die Schaler Aa in Hopsten mit 6,2 mg/l und die Ems in Rheine mit 4,8 mg/l. Etwas geringer belastet ist die Recke Aa in Recke mit 3,5 mg/l und die Ibbenbürender Aa in Ibbenbüren.

Balkendiagram der Stickstoffbelastung in den Bächen im Kreis Steinfurt

Bei der Beprobung der Berkel im März 2019 fand der VSR-Gewässerschutz heraus, dass bereits die Quellen der Berkel bei Billerbeck erheblich mit Stickstoff belastet sind. In einer Quelle, umgeben von intensiver Landwirtschaft, wurde ein Gesamtstickstoffwert von 12,9 mg/l gemessen – entsprechend hoch ist somit auch die Gesamtstickstoffbelastung. Im unteren Quellteiches in der Nähe des Ortes beträgt der Gesamtstickstoffwert mit 9,4 mg/l. Nach dem Zusammenfluss des Wasser aus dem gesamten Quellgebiet lag die Belastung bei 9,5 mg/l. Auch die Stickstoffbelastung des zufließenden Gantweger Baches liegt mit 9,2 mg/l in ähnlicher Höhe. Erst nach dem Passieren der Kläranlage westlich von Billerbeck sank die Belastung auf 6,6 mg/l. Hier sieht man deutlich den entlastenden Einfluss des gereinigten Kläranlagenwassers auf den Zustand in der Berkel. Etwas weiter flussabwärts mündet der mit 10,0 mg/l stark belastete Mühlenbach. Durch dessen Wasser und der intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen entlang des Berkel-Ufers steigt ihr Gesamtstickstoffgehalt bis zur Einmündung des mit 10,0 mg/l ebenfalls stark belasteten Varlarer Mühlenbaches auf 10,2 mg/l an. Bis nach Coesfeld gibt es dann keine weiteren nennenswerten Veränderungen.

Bei der Untersuchung der Vechte im Frühjahr 2019 fand der VSR-Gewässerschutz heraus, dass schon ihre Quellbäche in der Gemarkung der Gemeinde Rosendahl übermäßig mit Stickstoffen belastet sind. Sowohl der Rockeler Bach war mit 9,7 mg/l Nitrat wie auch der Burloer Bach mit 9,1 mg/l stark belastet. Dies führte dazu, dass die Vechte nach deren Zusammenfluss in Eggerode einen Gesamtstickstoffwert von 9,4 mg/l aufwies. Bis Metelen erhöhte sich die Stickstoffkonzentration sogar auf 10,6 mg/l. Mit dem Zufluss des Gauxbachs bei Welbergen mit 8,8 mg/l und der Steinfurter Aa bei der Bauernschaft Bilk mit 9,5 mg/l sank die Stickstoffbelastung der Vechte geringfügig.


Nitratbelastung im Leitungswasser im Kreis Steinfurt

Die gemessene Nitratbelastung im Grundwasser bedeutet nicht, dass diese Werte auch in Ihrem Leitungswasser nachweisbar sind. Wasserversorger sind verpflichtet, den Nitratgrenzwert von 50 mg/l einzuhalten. Die Werte der meisten dieser Anbieter liegen deutlich darunter, da sie bei zunehmenden Nitratkonzentrationen sofort entsprechende Maßnahmen ergreifen. Der VSR-Gewässerschutz recherchierte im Kreis Steinfurt nach den Wasserversorgern. In der Regel veröffentlichen diese die Nitratwerte auf ihren Internetseiten. Wo dies nicht der Fall ist, werden wir nachhaken und Informationen einfordern.


Gewässerschutz mit der Landwirtschaft

In der intensiven Landwirtschaft ist das Risiko von Nitratauswaschungen ins Grundwasser hoch. Daher ist es nötig, dass möglichst viele Landwirte sich zum Ziel setzen noch mehr für eine nachhaltige Landwirtschaft zu tun. Gewässerschutz kann nur gemeinsam mit der Landwirtschaft erfolgreich sein.

Agroforst im Kreis Steinfurt

Ein Feld mit großem Baumstreifen

Wir fordern noch mehr Unterstützung für das Anlegen von Baumstreifen auf den Feldern. Diese Agroforstsysteme führen nachweislich zu einer erheblichen Senkung der Nitratbelastung ohne den Ertrag auf dem Acker zu verringern. Im Kreis dominieren Felder ohne Bäume. Das war nicht immer so, erst im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft verschwanden die Bäume. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden. Im Gegensatz dazu können Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen.

Öko-Landbau im Kreis Steinfurt

Nur 2,1 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Kreis Steinfurt wird ökologisch bewirtschaftet.
Die Nitratbelastung des Grundwassers wird unter ökologisch bewirtschafteten Flächen stark verringert. Der Ökologische Landbau vermindert nach Untersuchungen des Thünen-Institutes (Bundesforschungsanstalt in Braunschweig) die Stickstoffausträge im Mittel um 28 Prozent. Damit tragen ökologisch wirtschaftende Landwirte bereits heute dazu bei, dass den Gewässern weniger Nitrate zu sickern. Es ist wichtiger denn je, eine nachhaltige und gewässerschonende Landwirtschaft zu unterstützen!

Feld mit der Aufschrift "Bio"

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2020


Flächennutzung im Kreis Steinfurt

In Ackerbauregionen ist das Grundwasser am häufigsten mit zu viel Nitrat belastet. Die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist vor allem durch eine Überdüngung der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen zu erklären. Unsere Auswertungen der Flächenverteilung im Kreis Steinfurt zeigen: Die Landwirtschaft hat hier einen großen Anteil und damit einen erheblichen Einfluss auf die Belastungssituation des Grundwassers in dieser Region.

Mähdrescher auf Getreidefeld bei der Ernte

Landwirtschaft

63,4 % der Fläche im Kreis Steinfurt werden von der Landwirtschaft genutzt.

Eine Straße führt durch ein städtisches Wohngebiet

Siedlung & Verkehr

17,9 % der Fläche im Kreis Steinfurt stehen Siedlung & Verkehr zur Verfügung.

Lichtdurchflutetes Waldstück in Hanglage

Wald

14 % der Fläche im Kreis Steinfurt ist mit Wald bedeckt.

Tennisanlage im städtischen Gebiet

Sonstige

4,7 % der Fläche im Kreis Steinfurt stehen Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen zur Verfügung.

Viel Ackerfläche im Kreis Steinfurt

Im Kreis Steinfurt bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 74 % aus Ackerflächen. Dort ist die Gefahr der Nitratauswaschung höher als unter Grünland. Das liegt daran, dass Grünland eine ganzjährige ununterbrochene Begrünung der Fläche mit einer intensiven Durchwurzelung aufweist und dadurch das Nitrat aus dem Dünger weniger ausgewaschen wird. Das ist bei Ackerflächen nicht der Fall. Besonders hoch ist die Nitratverlagerung im Winter unter Feldern, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Deshalb müssen dringend Zwischenfrüchte angebaut werden, die bei Regenfällen die Nitratverlagerung ins Grundwasser verhindern. Es darf im Winter keine Felder ohne Bewuchs geben.

Weitläufige karge Ackerfläche in direkter Nähe eines Flusses

Quellen: Regionalatlas Deutschland 2019; Statistisches Landesamt NRW 2020 (Landesdatenbank)


Maisanbau im Kreis Steinfurt

Warum ist es problematisch, wenn Maisanbau dominiert?

Maiskolben in Nahaufnahme in einem Maisfeld

Gerade in der Nähe von Biogasanlagen wird besonders viel Mais produziert. Auf den abgeernteten Maisfeldern ohne Bewuchs kommt es zu einer erhöhten Nitratauswaschung, weil der nach der Ernte noch verbliebene Stickstoff durch Regenfälle schnell ins Grundwasser ausgewaschen wird. Der VSR-Gewässerschutz fordert, dass nach der Maisernte Pflanzen den Boden bedecken müssen. Dies ist möglich durch die Aussaat einer Zwischenfrucht nach der Ernte oder einer Untersaat bei der Maissaat. Beides verhindert die Auswaschung der Nitrate im Winter.

Quelle: Statistisches Landesamt NRW 2020 (Landesdatenbank)


Massentierhaltung im Kreis Steinfurt

Im Kreis Steinfurt leve gibt es viele Massentierhaltungen. Hier landet viel wertvolles Getreide wie Roggen, Gerste und Körnermais im Futtertrog. Das bedeutet, dass viel Ackerland ausschließlich für die Produktion von Tiernahrung und nicht für Lebensmittel zur Verfügung steht. Zusätzlich ist es nötig, Soja als Futtermittel für die Massentierhaltung zu importieren. Es sind also riesige Landflächen nötig, um all das Getreide und Soja als Futter für die große Menge an Tieren zu produzieren. Ein weiteres großes Problem: Bei dieser industriellen Tierhaltung fallen riesige Mengen Gülle an. So viel, dass der Betrieb diese nicht mehr auf den eigenen Flächen zur Düngung nutzen kann. Die Gülle muss zum Teil sogar in andere Regionen transportiert werden.

Schweinenase aus einem Käfig guckend

Weitere Ergebnisse aus dem Kreis Steinfurt


Nitratkarte von Nordrhein-Westfalen

Das Ergebnis lässt wenig Anlass zur Freude: Die Kreise mit erhöhten Nitratwerten dominieren immer noch.

Die Karte gibt einen Überblick über die Nitratbelastungen in privat genutzten Brunnen. Die Daten wurden im Rahmen der Untersuchungen des VSR-Gewässerschutz in den Jahren 2018-2023 gewonnen.

Nitratkarte von NRW

Brunnenwasserprobe wird in Röhrchen abgefüllt

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Mann und Mädchen lachen am Tablet

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