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Trecker mit Maislegegerät auf einem Feld

Nitratbelastung im Kreis Steinfurt

Die Ergebnisse unserer Wasser-Analysen aus privat genutzten Brunnen im Raum Greven, Rheine, Steinfurt, Mettingen, Recke, Steinfurt-Borghorst und Lengerich ergaben eine deutliche Nitratbelastung im Grundwasser.

Der VSR-Gewässerschutz stellte bei den Brunnenwasser-Analysen im Kreis Steinfurt von 2018 bis 2023 fest:
Jede 5. Probe überschreitet den Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 mg/l Nitrat. Grundwasser stellt die Trinkwasservorräte für die nachfolgenden Generationen dar – eine Verringerung der Belastung ist dringend erforderlich. 5,8 % der Brunnenwasseruntersuchungen weisen sogar Nitratwerte von über 100 mg/l auf!


Aktuelle Ergebnisse unserer Brunnenwasseranalysen
in Recke und Steinfurt

Nitratdiagramm von der Aktion in Recke

Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Recke erschreckende Nitratbelastungen. 99 Gartenbesitzer hatten im Juli ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben. In 28 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest.Milan Toups stellte in privaten Gartenbrunnen in Espel 210 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Recke 121 mg/l, in Steinbeck 144 mg/l, in Püttenbeck 81 mg/l, in Püsselbüren 70 mg/l, in Riesenbeck 58 mg/l und in Mettingen 55 mg/l fest.

Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Geldern hohe Nitratbelastungen. 20 Gartenbesitzer hatten im Juni ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben. In 3 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest.Milan Toups stellte in privaten Gartenbrunnen in Burgsteinfurt 99 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l) und in Borghorst 76 mg/l fest.

NItratdiagram von der aktion in Steinfurt

Nitratbelastungen in Flüssen und Bächen im Kreis Steinfurt

Nachdem der Eintrag aus Abwassereinleitungen durch den Ausbau von Klärananlagen stark verringert wurde, liegt die Ursache der Nitratbelastung in den Flüssen und Bächen im Kreis Steinfurt vorallem beim zusickernde Grundwasser und dem Niederschlag, der als Oberflächenabfluss den Gewässern zufließt. Der erhöhte Nährstoffeintrag in die Gewässer führt zur Eutrophierung. Das stellt eine Bedrohung für die Artenvielfalt dar. Der VSR-Gewässerschutz fordert eine Verringerung der Nitratbelastung im Grundwasser. Außerdem braucht es Gewässerrandstreifen die erfolgreich die Nährstoffe zurückhalten können.

Der VSR-Gewässerschutz entnimmt eine Probe an einem Fluss.

Bei der Beprobung der Berkel im März 2019 fand der VSR-Gewässerschutz heraus, dass bereits die Quellen der Berkel bei Billerbeck erheblich mit Nitrat belastet sind. In einer Quelle, umgeben von intensiver Landwirtschaft, wurde ein Nitratwert von 56,9 mg/l gemessen. Im unteren Quellteiches der Nähe des Ortes mit 41,4 mg/l ein etwas geringerer Wert. Nach dem Zusammenfluss des Wasser aus dem gesamten Quellgebiet lag die Belastung bei 41,8 mg/l. Auch die Nitratbelastung des zufließenden Gantweger Baches lag mit 40,6 mg/l in gleicher Höhe. Erst nach dem Passieren der Kläranlage westlich von Billerbeck sank die Belastung auf 29,2 mg/l. Hier sieht man deutlich den entlastenden Einfluss des gereinigten Kläranlagenwassers auf den Zustand in der Berkel. Etwas weiter flussabwärts mündet der mit 44,2 mg/l stark belastete Mühlenbach. Durch dessen Wasser und der intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen entlang des Berkel-Ufers steigt ihr Nitratgehalt bis zur Einmündung des mit 44,0 mg/l ebenfalls stark belasteten Varlarer Mühlenbach auf 44,7 mg/l an. Bis nach Coesfeld gibt es dann keine weiteren nennenswerten Veränderungen. Der Wert ist aber immer noch um mehr als das dreifache erhöht, um den nach der Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten Zustand der Berkel zu erreichen.

Bei der Untersuchung der Vechte im Frühjahr 2019 fand der VSR-Gewässerschutz heraus, dass schon die Quellbäche der Vechte in der Gemarkung der Gemeinde Rosendahl sind übermäßig mit Nitraten belastet. Sowohl der Rockeler Bach war mit 42,7 mg/l Nitrat wie auch der Burloer Bach mit 40,1 mg/l stark belastet. Dies führte dazu, dass die Vechte nach deren Zusammenfluss in Eggerode einen Nitratwert von 41,2 mg/l aufwies. Bis Metelen erhöhte sich die Nitratkonzentration sogar auf 46,6 mg/l. Mit dem Zufluss des Gauxbachs bei Welbergen mit 38,6 mg/l und der Steinfurter Aa bei der Bauernschaft Bilk mit 41,7 mg/l sank die Nitratbelastung. Von der Erreichung des von der Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten Zustandes der Vechte ist die Qualität noch weit entfernt.


Flächennutzung im Kreis Steinfurt

Was hat die Landwirtschaft mit der Nitratbelastung zu tun?

In Ackerbauregionen ist das Grundwasser am häufigsten mit zu viel Nitrat belastet. Die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist vor allem durch eine Überdüngung der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen zu erklären. Unsere Auswertungen der Flächenverteilung im Kreis Steinfurt zeigen: Die Landwirtschaft hat hier einen großen Anteil und damit einen erheblichen Einfluss auf die Belastungssituation des Grundwassers in dieser Region.

Mähdrescher auf Getreidefeld bei der Ernte

Landwirtschaft

63,4 % der Fläche im Kreis Steinfurt werden von der Landwirtschaft genutzt.

Eine Straße führt durch ein städtisches Wohngebiet

Siedlung & Verkehr

17,9 % der Fläche im Kreis Steinfurt stehen Siedlung & Verkehr zur Verfügung.

Lichtdurchflutetes Waldstück in Hanglage

Wald

14 % der Fläche im Kreis Steinfurt ist mit Wald bedeckt.

Tennisanlage im städtischen Gebiet

Sonstige

4,7 % der Fläche im Kreis Steinfurt stehen Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen zur Verfügung.

Viel Ackerfläche im Kreis Steinfurt

Unter Grünland ist die Nitratauswaschung geringer und muss dringend gefördert werden

Im Kreis Steinfurt bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 74 % aus Ackerflächen. Dort ist die Gefahr der Nitratauswaschung höher als unter Grünland. Das liegt daran, dass Grünland eine ganzjährige ununterbrochene Begrünung der Fläche mit einer intensiven Durchwurzelung aufweist und dadurch das Nitrat aus dem Dünger weniger ausgewaschen wird. Das ist bei Ackerflächen nicht der Fall. Besonders hoch ist die Nitratverlagerung im Winter unter Feldern, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Deshalb müssen dringend Zwischenfrüchte angebaut werden, die bei Regenfällen die Nitratverlagerung ins Grundwasser verhindern. Es darf im Winter keine Felder ohne Bewuchs geben.

Weitläufige karge Ackerfläche in direkter Nähe eines Flusses

Quellen: Regionalatlas Deutschland 2019; Statistisches Landesamt NRW 2020 (Landesdatenbank)


Maisanbau im Kreis Steinfurt

Warum ist es problematisch, wenn Maisanbau dominiert?

Maiskolben in Nahaufnahme in einem Maisfeld

Gerade in der Nähe von Biogasanlagen wird besonders viel Mais produziert. Erfolgt die Ernte nach dem 1. Oktober, sieht man nur noch große Ackerflächen, die ab Winter bis weit ins Frühjahr keinen Bewuchs aufweisen. Selbst in Gegenden mit hohen Nitratbelastungen müssen gemäß aktueller Düngeverordnung dann keine Zwischenfrüchte mehr angebaut werden. Die überschüssigen Nitrate können dadurch nicht von Pflanzen zum Wachstum aufgenommen werden. Die Folge ist eine hohe Nitratauswaschung ins Grundwasser. Biogasanlagen sollten dringend andere Substrate einsetzen, die weit weniger zur Nitratbelastung beitragen.

Quelle: Statistisches Landesamt NRW 2020 (Landesdatenbank)


Massentierhaltung im Kreis Steinfurt

Wertvolles Getreide landet in den Futtertrögen

In Deutschland werden über 4 Millionen Tonnen Weizen, 1,5 Millionen Tonnen Roggen, 2,5 Millionen Tonne Gerste und 2,7 Millionen Tonnen Körnermais allein für Futter von Tieren verbraucht. Das bedeutet, dass viel Ackerland ausschließlich für die Produktion von Tiernahrung und nicht für Lebensmittel zur Verfügung steht. Zusätzlich ist es nötig, Soja als Futtermittel für die Massentierhaltung zu importieren. Es sind also riesige Landflächen nötig, um all das Getreide und Soja als Futter für die große Menge an Tieren zu produzieren. Ein weiteres großes Problem: Bei dieser industriellen Tierhaltung fallen riesige Mengen Gülle an. So viel, dass unsere Böden nicht mehr in der Lage sind, die Güllemassen aufzunehmen.

Schweinemastbetriebe im Kreis Steinfurt

Die Produktion von Schweinefleisch in deutschen Schlachthöfen liegt weit über dem, was die Deutschen tatsächlich selber essen. Denn Deutschland ist Schweineexportland. Der Konsum von Schweinefleisch ist hierzulande deutlich zurückgegangen – immer mehr Menschen ist es wichtig, dass die Tiere artgerecht gehalten wurden. Leider trägt dieses Umdenken nicht zur Reduzierung von Massentierhaltungen bei, solange die Massen an Fleisch weiterhin für den Export produziert werden.

Schweinenase aus einem Käfig guckend

Öko-Landbau im Kreis Steinfurt

Gewässerschonende Landwirtschaft muss dringend gefördert werden

Nur 2,1 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Kreis Steinfurt wird ökologisch bewirtschaftet.
Die Nitratbelastung des Grundwassers wird unter ökologisch bewirtschafteten Flächen stark verringert. Der Ökologische Landbau vermindert nach Untersuchungen des Thünen-Institutes (Bundesforschungsanstalt in Braunschweig) die Stickstoffausträge im Mittel um 28 Prozent. Damit tragen ökologisch wirtschaftende Landwirte bereits heute dazu bei, dass den Gewässern weniger Nitrate zu sickern. Es ist wichtiger denn je, eine nachhaltige und gewässerschonende Landwirtschaft zu unterstützen!

Feld mit der Aufschrift "Bio"

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2020


Nitratkarte von Nordrhein-Westfalen

Wie sieht die Nitratbelastung in Nordrhein-Westfalen aus?

Das Ergebnis lässt wenig Anlass zur Freude: Die Kreise mit erhöhten Nitratwerten dominieren immer noch.

Die Karte gibt einen Überblick über die Nitratbelastungen in privat genutzten Brunnen. Die Daten wurden im Rahmen der Untersuchungen des VSR-Gewässerschutz in den Jahren 2018-2023 gewonnen.

Nitratkarte von NRW

Artikel über unsere Arbeit im Kreis Steinfurt

14.11.2021 Radio RST Zu hohe Nitratwerte


Brunnenwasserprobe wird in Röhrchen abgefüllt

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Mann und Mädchen lachen am Tablet

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