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Trecker mit Maislegegerät auf einem Feld

Nitratbelastung im Kreis Bergstraße

Die Ergebnisse unserer Wasser-Analysen aus privat genutzten Brunnen im Raum Bürstadt und Viernheim ergaben eine deutliche Nitratbelastung im Grundwasser.

Der VSR-Gewässerschutz stellte bei den Brunnenwasser-Analysen im Kreis Bergstraße von 2018 bis 2023 fest:
Jede 5. Probe überschreitet den Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 mg/l Nitrat. Grundwasser stellt die Trinkwasservorräte für die nachfolgenden Generationen dar – eine Verringerung der Belastung ist dringend erforderlich. 2,8 % der Brunnenwasseruntersuchungen weisen sogar Nitratwerte von über 100 mg/l auf!


Aktuelle Ergebnisse unserer Brunnenwasseranalysen
in Bensheim und Bürstadt

Die Brunnenwasserergebnisse vom 28.05.2024 in Bensheim ergaben, dass in jeder 6. Probe aus den 36 untersuchten privat genutzten Brunnen, eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat festzustellen war. Besonders erschreckend war die festgestellte Belastung in je einem Gartenbrunnen in Einhausen mit 93 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Pfungstadt mit 88 mg/l und in Auerbach mit 76 mg/l.Etwas weniger hoch belastet ist das Grundwasser in Lorsch mit 52 mg/l.

Nitratdiagramm von der Aktion in Bensheim vom 28.05.2024
NItratdiagramm von der Aktion in Bürstadt

Die Brunnenwasseruntersuchungen vom VSR-Gewässerschutz ergaben in Bürstadt erschreckende Nitratbelastungen. 122 Gartenbesitzer hatten im Juli 23 ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben. In 23 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest. Dipl.-Phys. Harald Gülzow stellte in privaten Gartenbrunnen in Neuschloß 107 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Lampertheim 65 mg/l, in Bürstadt 103 mg/l, in Hofheim 97 mg/l, in Bobstadt 78 mg/l, in Groß-Rohrheim 73 mg/l und in Auerbach 63 mg/l fest.

Studie bestätigt Ursache der Nitrateinträge in das Grundwasser im Hessischen Ried

Zwei Männer vor einem Mähdrescher auf einem Feld

Nach einer, vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz und Landwirtschaft in Auftrag gegebenen, Studie von 2021 kommt im Hessischen Ried 87 % der Stickstofffracht im Grundwasser aus landwirtschaftlichen Flächen. Nur 13 % gelangen durch nicht-agrarbedingte Quellen ins Grundwasser. Dies bestätigt die Aussage vom VSR-Gewässerschutz. Wenn man die Nitratbelastung im Grundwasser reduzieren will, muss man dringend die Stickstoffeinträge durch die Landwirtschaft verringern.

Quelle: Studie (Z. III 7 – 79d 16.11.02)


Intensive Landwirtschaft im Kreis Bergstraße

In Ackerbauregionen ist das Grundwasser am häufigsten mit zu viel Nitrat belastet. Die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist vor allem durch eine Überdüngung der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen zu erklären. Unsere Auswertungen der Flächenverteilung im Kreis Bergstraße zeigen: Die Landwirtschaft hat hier einen großen Anteil und damit einen erheblichen Einfluss auf die Belastungssituation des Grundwassers in dieser Region.

Mähdrescher auf Getreidefeld bei der Ernte

Landwirtschaft

40,1 % der Fläche im Kreis Bergstraße werden von der Landwirtschaft genutzt.

Eine Straße führt durch ein städtisches Wohngebiet

Siedlung & Verkehr

16,8 % der Fläche im Kreis Bergstraße stehen Siedlung & Verkehr zur Verfügung.

Lichtdurchflutetes Waldstück in Hanglage

Wald

39,9 % der Fläche im Kreis Bergstraße ist mit Wald bedeckt.

Tennisanlage im städtischen Gebiet

Sonstige

3,2 % der Fläche im Kreis Bergstraße stehen Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen zur Verfügung.

Landwirtschaft mit viel Ackerfläche im Kreis Bergstraße

Im Kreis Bergstraße bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 53 % aus Ackerflächen. Dort ist die Gefahr der Nitratauswaschung höher als unter Grünland. Das liegt daran, dass Grünland eine ganzjährige ununterbrochene Begrünung der Fläche mit einer intensiven Durchwurzelung aufweist und dadurch das Nitrat aus dem Dünger weniger ausgewaschen wird. Das ist bei Ackerflächen nicht der Fall. Besonders hoch ist die Nitratverlagerung im Winter unter Feldern, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Deshalb müssen dringend Zwischenfrüchte angebaut werden, die bei Regenfällen die Nitratverlagerung ins Grundwasser verhindern. Es darf im Winter keine Felder ohne Bewuchs geben.

Weitläufige karge Ackerfläche in direkter Nähe eines Flusses

Quellen: Regionalatlas Deutschland 2019; Statistisches Landesamt 2020 (Landesdatenbank)


Mais- und Weizenanbau im Kreis Bergstraße

Warum ist es problematisch, wenn Mais- und Weizenanbau dominieren?

Maiskolben in Nahaufnahme in einem Maisfeld

Im Kreis Bergstraße wird auf 14 % der Ackerflächen Mais angebaut. Gerade in der Nähe von Biogasanlagen wird besonders viel Mais produziert. Auf den abgeernteten Maisfeldern ohne Bewuchs kommt es zu einer erhöhten Nitratauswaschung, weil der nach der Ernte noch verbliebene Stickstoff durch Regenfälle schnell ins Grundwasser ausgewaschen wird. Der VSR-Gewässerschutz fordert, dass nach der Maisernte Pflanzen den Boden bedecken müssen. Dies ist möglich durch die Aussaat einer Zwischenfrucht nach der Ernte oder einer Untersaat bei der Maissaat. Beides verhindert die Auswaschung der Nitrate im Winter.

Großflächiges Weizenfeld

In Deutschland wird viel Backweizen angebaut – alleine im Kreis Bergstraße auf 30 % der Ackerflächen. Aufgrund der dritten Spätdüngung trägt der Backweizen wesentlich zur Nitratbelastung bei. Aber nur 30 % der Produktion wird wirklich für Backzwecke benötigt! Mehr als die Hälfte des Backweizens wird aufgrund zu niedriger Proteinwerte verfüttert. Damit die globale Ernährungssicherung gewährleistet werden kann, muss der Getreideanbau nachhaltiger werden, ohne die Produktivität stark zu reduzieren. Laut zahlreicher Experten könnte dies gelingen, wenn nicht nur der Proteingehalt des Getreides ausschlaggebend wäre.

Quelle: Statistisches Landesamt 2020 (Landesdatenbank)


Öko-Landbau im Kreis Bergstraße

Nur 6,6 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Kreis Bergstraße wird ökologisch bewirtschaftet.
Die Nitratbelastung des Grundwassers wird unter ökologisch bewirtschafteten Flächen stark verringert. Der Ökologische Landbau vermindert nach Untersuchungen des Thünen-Institutes (Bundesforschungsanstalt in Braunschweig) die Stickstoffausträge im Mittel um 28 Prozent. Damit tragen ökologisch wirtschaftende Landwirte bereits heute dazu bei, dass den Gewässern weniger Nitrate zu sickern. Es ist wichtiger denn je, eine nachhaltige und gewässerschonende Landwirtschaft zu unterstützen!

Feld mit der Aufschrift "Bio"

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2020


Weitere Ergebnisse aus dem Kreis Bergstraße


Nitratkarte von Hessen

Wie sieht die Nitratbelastung in Hessen aus?

Das Ergebnis lässt wenig Anlass zur Freude: Die Kreise mit erhöhten Nitratwerten dominieren immer noch.

Die Karte gibt einen Überblick über die Nitratbelastungen in privat genutzten Brunnen. Die Daten wurden im Rahmen der Untersuchungen des VSR-Gewässerschutz in den Jahren 2019-2024 gewonnen.

Nitratkarte von Hessen

Artikel über unsere Arbeit im Kreis Bergstraße

15.07.2022 Mannheimer Morgen Nitratwerte vielerorts überschritten


Brunnenwasserprobe wird in Röhrchen abgefüllt

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Mann und Mädchen lachen am Tablet

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